es war zwölf uhr mittags
die halunken kamen näher
sie waren sich ihrer sache sicher
so stand es im drehbuch
im drehbuch stand
sie waren sich ihrer sache ziemlich sicher
aber dann schoss grace kelly auf sie und
sie hoben die stirn
fragten sich kurz
ob das im drehbuch so stand
es stand da so und so
fielen sie um
so wie männer umfallen wenn ein schuss
fällt
von dem sie später noch reden werden
später
wenn sie das feld längst verlassen
und weiter reiten
in irgendeine andere ungewisse vergangenheit
Der Wasserhahn - 16. Sep, 08:10
wir waren froh dass er da war
wir stellten fragen
wir hatten gerne etwas zu ihm gesagt
dass nicht nach einer frage klang
er blickte immer zu
zu den fischen draußen
er konnte sie nicht sehen
je weniger er sie sah dachten wir
desto näher kommen sie ihm vor
wir sprachen nicht mehr
auch nicht über das alte eisenwerk
dass sie demnächst abgerissen hatten
sie reissen alles ab, dachte er
es war so
wir wussten was er dachte
es kam uns gar nicht seltsam vor
schließlich übernachtete bei uns
am morgen schluckte er zwei hustenbonbons
dann war er weg
er hatte uns nichts gestohlen
warum hatte er das getan
Der Wasserhahn - 15. Sep, 20:21
"Zufälle sind niemals Zufälle" Aus Lost Highway von David Lynch
weißt du was ich denke
was denkst du
ich denke wir stehen am anfang
denkst du das
ich weiß nicht
ich denke nicht
was denkst du
ich weiß nicht
du weißt nicht was du denkst
du denkst?
Ich habe es probiert, es war nicht gut
denkst du
ich denke, wenn wir bissige hunde wären, so richtig bissig, aber man weiß es nicht, jeder geht in unsere nähe, jeder denkt, wir wären hunde, einfach nur hunde, vom nächsten biss weit entfernt.
ich glaub du redest mist.
ich glaube, ich habe gedacht.
und was denkst du jetzt
ich denke, es ist immer so, wir suchen die graden stellen, aber dann geht es schief
Der Wasserhahn - 15. Sep, 14:05
gestern sah ich eine untertasse
gestern war gestern
heute sitzen sie
trinken kaffee
tragen sachen
halten sich an ihren koffern
reden als hätten sie noch nie geredet und
sagen ständig
wir müssen wieder gehen
bleiben aber sitzen und denken gar nicht ans stehen
Der Wasserhahn - 15. Sep, 09:54
so segnen wir uns also
da es sonst keiner tut
tragen die masken
wie hüte
laden uns zum tanzen ein
der wecker leuchtet
weil es sonst keiner tut
er hinterlässt
mut
aufrichtigkeit und eine menge zeit
gehen wir durch die nacht
da es sonst keiner tut
winkelförmig und mit den anderen allein
Der Wasserhahn - 15. Sep, 07:54
warten wir
und solange wir warten
staunen wir
staunen wir
wie lange wir warten
wir warten solange
bis das staunen
überflüssig wird
bis uns bärte
aus dem gesicht wachsen
bis wir von dingen reden
von dingen die wir erlebten
damals
als man uns noch erzählte
dass man leben konnte
ohne dass man darüber staunen und
warten musste
warten bis das staunen aufhörte
oder das leben
Der Wasserhahn - 14. Sep, 01:02
du suchst das weite in der nähe
die nähe während du wartest
ich bin hin und weg von den wörtern
die auf deiner handfläche liegen
was du suchst ist nicht die nähe eines murmelvereins
ist nicht der artige satz der hinter dir liegt
du erkennst in der nacht immer was der tag bedeuten kann
eine sekunde wie im flug
ein abgesang der notizen
du begleitest den hut mit seinen tränen schaust du in
deine zukunft
dich trägt der himmel spazieren
ein vergnügen ist es
wenn man vergessen kann
Der Wasserhahn - 13. Sep, 11:42
wie im film
jemand steht da und bekehrt deine zunge
belehrt deinen atem
sagt dir
wie du zu schreien
wann du zu weinen und wem die türe zu öffnen hast
wie im film sitzen wir auf zwei schränken
in zwei verschiedene handlungen
beissen uns an schusssicheren pistolen fest und
leisten widerstand
Der Wasserhahn - 13. Sep, 08:13
im dorf war nichts
katzen die junge bekamen
den regen ließ man liegen
der zwieback lag im käfig und
wartete darauf gefüttert zu werden
der vater trug sein bestes hemd
als er mit dem sohn
in den knast ging
im dorf sonst nichts
ein paar butterblumen in der landschaft
sofie die von der liebe redete
mitunter so oft dass man anfing sich vor ihr zu fürchten
Der Wasserhahn - 13. Sep, 06:30
jemand hat den schlüssel geraubt
ganz sicher
irgendein verrückter
hat ihn wegeworfen
vielleicht kommt es ja nicht drauf an,
vielleicht hat er das gedacht
sie stand lachend auf
draußen spielten giraffen soldatentot
sie setzte ein papier auf
was übrigens kein mensch mehr tut
sie versuchte das licht zu löschen
sie versuchte es wirklich
irgendwo stand eine ampel herum
verloren im paradies der nervösen
sie hielt sie auf
ihre hände
die sich senkten
die verschwinden wollten
die türen verschlungen
die teller so satt
jemand hatte
hänsel und gretel
für vermisst erklärt
später sprach sie mit dem toaster
über das schweigen der fertiggerichte
im radio sagten sie
das keiner mehr radio hörte
niemand sagte der toaster zu ihr
magst du mich noch
Der Wasserhahn - 13. Sep, 05:46
wir haben den kreis erreicht
wir sind was wir sind
wir sind gut
uns kann keiner was
wir argumentieren scharf
wir sind die guten
wir werfen unsere handys
nicht weg
ganz ratlos wären wir
wenn wir es täten
wir gönnen dem elektroauto
eine zukunft
wir sägen nicht an den schritten
derer
die eine welt schaffen
in der es möglich ist
das kinder am tag arbeiten gehen müssen
damit wir den ganzen tag im recht sind
wir sind der schaden
den man der welt zufügt
wir sind die guten
denen die ratlosen blicke der kinder aus dem kongo
nichts anhaben können
Der Wasserhahn - 13. Sep, 02:49
weißt du wie
wie du siehst
du siehst nicht mit den augen
du siehst mit den händen
weißt du wie man steht
wie man geht
mit den verlorenen händen
die alles sehen
was die anderen nicht benennen
nennst du einen namen
den keiner ruft
Der Wasserhahn - 12. Sep, 16:53
hände nur
begriffe
gesichter
torloses netz
niemand vergisst wenn dich niemand besucht
die einsamkeit
die laute einsamkeit
die brotpeitsche
du gehst mit denen voran
die nichts versäumen
die nur auf der welt sind
damit wir auf der welt sind
Der Wasserhahn - 12. Sep, 16:48
das gewohnte licht
die haarblume
der purzelbaum der füße
das brot
belegt von den anderen
stühle klammheimlich
zeitweise nichts
nur not der anderen
blindlinks die augen geschlossen
die vergebens warten
die vergeblich starren
Der Wasserhahn - 12. Sep, 16:43
die guten können
den zerbrechlichen nicht helfen
sie können ihnen sagen
es gibt so viel zerbrechliches
sie sagen
das leben kann ein scherbenhaufen sein
sie rufen
wir müssen die erde retten
sie rufen nicht
wir müssen den scherbenhaufen sichtbar machen
Der Wasserhahn - 12. Sep, 01:21
blicke die wiederkommen
an irgendeinem tag
erinnerungen die sich auszahlen
irgendwann
irgendwann wirst du wieder alles verderben
kajüten voller sterne
augenworte die auf deinen wänden stehen
wände so tief
so tief wie eine ruine
eine ruine die nichts erzählt
die nichts erzählt und der alles gleichgültig ist
alles ist ihr gleichgültig
außer die blicke
wenn sie nur wiederkommen, denkt sie
Der Wasserhahn - 11. Sep, 11:01
(den Kindern in Kongo gewidmet)
diese welt ist schäbig
dumm und dreist
jeder weiß alles
jeder trägt so
ein technisches gerät
mit sich das alles weiß
aber was weiß es von dem blut der kinder
von dem spiel der kinder mit dem tod
kinderarbeit die vergessen wird so bald wir unsere geräte einschalten
uns
informationen suchen
andere als unmenschen bezeichnen
wenn sie nicht unsere meinung vertreten
den kindern aus dem kongo kann das nicht gefallen
aber wer hält ihre meinung fest
wer fragt sie
was ist es, das wir euer leid so gefasst hinnehmen
unser klima suchen wir zu retten
was hat das mit den kindern aus dem kongo zu tun
die für uns in das schweigen gehen
das wir runterladen und das wir vergessen müssen
damit wir uns nicht daran erinnern
wie schäbig wir sind
Der Wasserhahn - 11. Sep, 08:22
er muss warten
er weiß worauf
steine bilden einen weg
einer kommt
zieht die schuhe aus
er setzt sich
es ist der von gestern
es muss der von gestern gewesen sein
denn der stein in seinem schuh
zwickt
er zwickt das gestern
es vergraben sich die strümpfe
es erzählen die schuhe
es ist ein sumpf
er wartet
er ist nicht allein
der stein bildet etwas verträumtes in seinem gesicht
eine dunkle vase die man nur mit versäumten füllen kann
Der Wasserhahn - 10. Sep, 14:49
sie
gefunden
im
nichts
einer patronenhülse
sie öffnet das licht
zeigt
auf deine augen und
fragt
wohin
Der Wasserhahn - 10. Sep, 10:08
nichts wird mehr so sein wie davor
alles muss sich ändern
damit es anders werden soll
ein mann steht auf
er hat ein bier getrunken und
nun nimmt er das glas
er nimmt das glas
er trägt es in die wüste
wie weit es bis zur wüste ist denkt er
er denkt an die zukunft
an die sorgen die er hat
er denkt an die erste zeile
nichts wird mehr so sein wie es vorher war
in der wüste angekommen setzt er den satz aus
stellt das leere glas daneben
dann geht er nach hause
zuhause ist dort wo immer
ein glas fehlt
als er bemerkt dass ein glas fehlt
isst er eine gurke
wenn er gurken isst geht es besser
Der Wasserhahn - 10. Sep, 05:51
es schien ihm als hätte sein zimmer offengestanden
es kam ihn vor als öffne er die türe ginge hinein und
war draußen
er stellte sich fragen
wer bist du
wo kommst du her
er setzte sich ohne sich zu setzen auf ein stück papier
er genoss diese ähnlichkeit
es war ein wahnsinn
tief war der und hob ihn auf
natürlich kam er sich abgestempelt vor
als sitze er in einem anrufbeantworter
halte alle gespräche von ihm fern
in der küche roch es
es roch nach alt gewordenen protestliedern
nur nicht nach suppe oder
einem schwierigen getränk
es gab ihm alles vor als wäre er nicht geboren und
trotzdem auf der welt
wie pflanzte er sich fort
er hatte es vergessen...
später zog er eine mundharmonika aus der nase
er fühlte sich kühl
beschwichtigt
es war ein narrativ, vollerungeduld
als ginge er über einen zebrastreifen als giraffe
Der Wasserhahn - 10. Sep, 00:30
beschenkt von so viel abgründen
der psalm
der
der nacht alles schenken kann
du bist verreist
ähnelst trotzdem
den worten die über dich hinwegsehen
ob ich begreife, fragt er
das offene fenster
die offenen augen ähneln
dem notizlosen eine notiz
ein fenster das nicht mehr erkennt
was ist das gedicht und wer borges
Der Wasserhahn - 9. Sep, 02:44