7
Okt
2021

Stell dir vor

stell dir vor es ist Sieg und
alle kehren heim
binsen die stube ein
träumen von einem kleinen faschisten
der die bühne betritt und sein anfangssatz ist
ich hab mich verirrt
und alle schauen ihn an und denken
an seinem satz ist irgendetwas dran und
sie rufen wie klug du bist
wenigstens du erzählst uns keinen mist und
er setzt sich auf den billigsten platz und
weiß nicht
was das alles zu bedeuten hat
das licht das eben noch so platt schien wendet sich ab
die figuren werden taub
die ohren zu großen lächlern
manchmal sagt er
möchte ich vor allen denkmälern gleichzeitig knien und
manchmal möchte ich
dass sie verschwinden und wenn sie verschwunden sind
vergraben wir die ewigkeit in uns und alles was noch bleiben wird
ist der segensreiche spruch
wir haben uns geirrt
nicht wir haben sie begraben
sondern sie uns und so begegnen wir den anderen
den vergessenen
ohne erinnerung
ohne zuneigung
ohne zu verschwinden

umgeschüttet

ich hab eine tasse kaffee auf den teppichboden geschüttet
mach ein gedicht draus, sagte ich mir
vielleicht kauft es jemand
druckt es aus
legt es auf einen stuhl
ilka liest es zufällig
sie trinkt einen sekt und schaut
den stuhl an
kann ich den haben, fragt sie

zuhause sitzt sie lange vor dem stuhl
was ist mit mir fragt sie sich
was finde ich an diesem raum so seltsam
sie rief bertic an der auf alles eine antwort hatte
es sei denn es ging um stühle
um was geht es fragte er
um einen stuhl
um einen, oder mehrere
ihm juckte das fell
er kratzte sich an die stirn
um einen, sagte sie

das gedicht ging weiter
es blieb auf dem stuhl
aber es nahm seinen lauf
es betrachtete ilka wie sie
bertic alles erklärte
der sagte
du brauchst mir nicht alles zu erklären
aber ilka bestand darauf

banal

barbara war die
von der ich nichts wusste
sie saß auf einen stein
ich sah es vom fenster aus
hatte stubenarrest
ich sah sie an und fragte
mich
was geschehen würde
wenn ein ast auf ihren kopf fiele
ich dürfte ja nicht raus
ich dürfte mich nicht um sie kümmern
ich würde wohl das radio einschalten
wo sie über etwas mieses berichten
das krieg wäre irgendwo oder
das leute verhungern wegen mir
der ich nichts machen kann
weil ich stubenarrest habe und
barbara ansah die ihr butterbrot auspackt und
es aufessen wird
ohne dass sie daran dachte
dass mich der blitz treffen könnte
nein
sie kaute an ihrem verdammten butterbrot und
ich spürte das verlangen
das fenster zu öffnen und sie
zu vergessen
ich würde sie mit einem blick vergessen und
dann würde sie mich sehen
würde immer wenn sie ein butterbrot isst
an mich denken
würde an mich denken und sich sagen
es reicht nicht hier zu sitzen
es reicht nicht zu verstehen
es reicht nicht das system zu vergraben
das macht
dass man nicht vergessen kann
es reicht nicht die erinnerung heimzuholen
sie anzusehen
es reicht einfach nicht
man muss das alles in sich selber erkennen
man muss wie der wind sein
man muss sich wie der wind in sich selber spiegeln
man muss ein spiegel sein für den wind, das mochte
sie denken
dachte ich mir
wenn ich etwas dachte
ich war fünf damals und an meinem mund klebten schokoladenreste

helden

helden sind in der stadt
sie satteln die tränen
sie sehen dich an
es sind helden

helden sind dass
was du nicht bist

da sind harte fakten baby
da kommst du nicht mit

du denkst du hättest schon
alles erlebt
aber alles was du erlebst ist nichts
gegen das wissen der helden

die helden beobachten
sie schauen zu dir

für die bist du durchsichtig baby
für dich sind sie
wie der vergessene trieb

die triebfedern rosten ein
das sammeln beginnt

sie erinnern dich an was
sie sind zerbrechlich
wie glas

weißt du noch
wie du das glas
zerbrochen hast

das merkwürdige
war die berührung danach
das lange zittern
die angst sich zu schneiden
wechselte die angst ab
das nichts mit dir zu tun hat
nicht einmal die zerbrechlichkeit

wo gehen sie hin
die helden die über den dächern zwitschern

an irgendeinem morgen waren sie verschwunden
ihr habt euch angesehen wie vergessene sich ansehen
wenn sie sich nur noch daran erinnern
dass sie alles vergraben müssen
das vergessene und das erinnern
die phrasen und dass wenige dazwischen
das zerbrechliche letzte wort
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