ich war sechs
lernte gerade zu fragen
warum läuft man und
was wenn man nicht läuft
aber die beine laufen dieser frage einfach davon
ich stand auf dem balkon
um mich waren vögel
sie verschwanden hinter den ästen
ich versuchte hinter ihr geheimnis zu kommen
so sicher war ich dass sie eines hatten
ich wollte niemanden danach fragen
ich wollte es selbst herausfinden
ich fragte meine mutter
wohin verschwinden die vögel wenn
sie sich hinter den ästen verstecken
ich hatte es doch gefragt
aber die frage hatte einen anderen klang
es klang
als mache ich mich über die frage lustig
meine mutter fasste sich ins haar
sie stand am vorhang
sah traurig aus
der vater hatte wieder seine tour
irgendwer würde ihn finden
ein zettelchen im haar
helfen sie mir stand auf dem zettel
der zettel war schon alt
ich war sechs und ich wusste
was vögel waren
sie flogen hinter den ästen und
ich wusste warum
Der Wasserhahn - 10. Mär, 14:09
im schwarzen nachthemd eile ich
durch die wenigen strassen die
im traum noch existieren
ich muss einen namen rufen
einen von denen die man
nicht rufen kann
versuch es einmal
es gelingt nicht
ich machte an der brücke halt
alles was sehen konnte sah mich
träume kennen keinen körper
sie verlassen sich einfach drauf
dass man einen hatte
ich besaß plötzlich zwei
ich sagte zu mir
es ist spät geworden
lass uns nach Hause gehen
zuhause angekommen
lag ein strichmännchen in uniform
auf dem sofa
das gewehr in seiner hand schnarchte
die abzeichen auf seinem stolzen hemd
verstaubten
wir sahen ihn an
lächelten
holten den strohrum aus unseren fingern
fütterten ihn damit
er erwachte
ja
er erwachte im traum
er verteidigte sich
in dem er die augen öffnete
er hatte angst
seine augen waren wie sein gewehr gefüllt
mit tränen
es ist so leicht, sagte er und sah aufs gewehr
wir trockneten seine tränen ab
aus der ferne konnte man ihn rufen hören
ja
er rief sich selber
er sollte runterkommen
die schlacht ginge weiter
die ganze sache sei verloren aber
man sei schrecklich stolz
er rief seinen eigenen namen
er rief
hier gibt es strohrum und zwei frauen
die nichts von uns wissen
er lachte
sein lachen lag hinter uns
es war in die jahre gekommen
wir zogen vergessen von allen
weiter durch die stadt
der mann aber blieb liegen
einen radiergummi als pfand
während ich erwachte
also verschwand
Der Wasserhahn - 10. Mär, 09:35
der alte geht von einer strasse
zur anderen
er möchte etwas herausfinden
er möchte herausfinden wie es ist
von einer strassenseite zur anderen
zu gehen
er möchte wissen ob es etwas gibt
ob es etwas gibt das sich lohnt
es muss sich doch lohnen
es muss sich doch lohnen von einer
strassenseite zur anderen zu gehen
wenn es sich nicht lohnt, sagt er sich
wenn es sich nicht lohnt
warum bleibst du nicht stehen
du bleibst einfach stehen
du gehst nicht mehr weiter
du gehst nicht mehr
von einer strassenseite zur anderen
dann war das ganze eben ein irrtum
dann war es ein unsinn
von einer strassenseite zur anderen zu gehen
doch
wenn nur etwas dabei ist
darin ist
wenn es bloß ein einziges geheimnis gibt
dass es zu ertragen lohnt
wenn die besserwisser wo immer sie sind
starr darauf starren
wie lange man unterwegs sein kann
in all diesem lärm noch geduldig sein kann
von einer strassenseite zur anderen gehend
als wäre man ein traum und die strassenseiten
der schlaf und wenn man erwacht
bleibt alles wo es war
niemand ändert etwas daran
niemand ändert den traum
der vergessen wird von dem alten
aber der traum vergisst nicht
er vergisst nicht das vergessen
er vergisst nicht die erinnerung
er träumt immer weiter
wenn es ein traum ist
und nicht irgendein ereignis
auf dass man schon immer gewartet hat
auf dass man für immer schweigt
weil man plötzlich erkennt
ich bin angekommen
ich bin nicht erwacht
aber ich bin angekommen
denkt der alte und nun
bleibe ich stehen
Der Wasserhahn - 10. Mär, 03:46