17
Mrz
2022

das andere

im zimmer hin und her
das blaue licht
das graue licht
wie gerne er zur seite rutschen würde
er stand auf
begriff nicht
warum bin ich aufgestanden
sie lag in der badewanne
er brachte die papiere durcheinander
nebenan tranken sie pils
rauchten camel ohne filter und
dachten
das leben ginge so weiter
der himmel lag kunterbunt unter ihnen
sie schlief
brannte darauf nicht zu schlafen
sie fragte sich was er will
was er von ihr will
sie fragte sich
ob er mit ihr leben will
sie stellte sich vor
wie sie zu seinem vater ging und
ihm sagte
schauen sie das ist ihr sohn
dieser planet
warum brannte er nicht einfach
mit ihm durch
nach tuzla oder bihac
irgendwo dort wo das leben noch stattfand
er hatte die augen eines fremden
sie lachte
alles schien in bewegung zu sein
nur die züge und die gebrauchtwagen nicht
nur die linsensuppenverkäufer und die
lippenleugner nicht
nur die ratlosen tennisspielerinnen nicht
während wir schliefen, dachte er
liegen ehemalige terrorstinnen in ihrem bett und können nicht schlafen

sie denken an die alte zeit wie an einen fenstersprung
für sie ist die erinnerung tot
tot wie das schweigen
tot wie der alte schmerz der welt
die nie genesene welt atmet
den letzten atem ein
beruhig dich sagt sie zu ihm
es dauert doch nur einen moment und
dann gehen wir wieder
er überlegte ob der durst den er
in sich selber wahrnehmen sollte
nichts anderes war als eine pose
er hätte gerne gegendert
er wollte sich anpassen
wollte von den borgs assimiliert werden
hinabgestreut in eine welt
die geschlechtsverkehr für einen terroristischen akt hält
so sanft
so glossenhaft winkt er ab
wenn von rettung die rede sein könnte
er möchte leben
die fortpflanzungskette einsaugen
sie verlassen
die lust aus der türe schieben
draußen leuchtet es
was ist los
die gebirgsjäger liegen neben ihren
romantikern die neben ihren tomatenverkäuferinnen liegen die
neben ihrem traum liegen
der traum weckt alle umsonst
die hitverdächtige plant einen neuen hit
herr schmidt erwacht
nimmt seinen hut und schreitet die ewigkeit ab
was ist schon eine nacht, sagt sie
eine nacht in der wir unsere körper erkennen
wissen
dass sie wissen was los ist
der schaum legt sich in die bärte
der schaum legt sich in die absätze
der schaum ist ein ewiger wandler
wir schreiben fakten sind die neuen neurosen
wir glauben an fakten so wir früher einmal an das gute geglaubt haben
haben wir einmal von fakten gehört
verprellen wir den rest
was sollen wir mit dem rest
wir haben doch unsere fakten
fakten liegen auf den strassen
fachmänner heben sie auf
bewerten sie
die nacht ist ein fröhlicher gast
der himmel zum lecken nah
du denkst jetzt wo wir uns so nah gekommen sind
könnten wir von unserer nähe reden
wie von etwas das abhandengekommen ist
wir sind alle
wir sind die falle
wie weit gehen wir
wo fangen wir an
sie sitzt bei ihm
hält seine tabletten fest
damit er beginnt
muss er ein wenig zittern und
damit es endet
muss er ihr alles vergeben
alles, fragt er
alles sagt sie
sie beginnt zu frieren
das ist mein atem, dachte er
während er die leere anstarrt
alles zu verlieren denkt er
alles zu verlieren ohne es zu wissen
das ist das schlimmste
ja haucht sie
das ist schön
die leeren stellen berühren und wissen
dass es leere stellen sind
den krieg gewinnen und wissen
dass man sich über viele tote freuen kann
den diebstahl gewinnen
das verbrechen gewinnen
morgen musst du dir das ansehen
das tal der angst
es macht dich schaudern
aber zwischendrin
wenn die totengräber verlassen werden
als wären sie überall zuhause
wirst auch du einmal lächeln

Elke erzählt

ich versteh es nicht sagte er
fluchte er
er schmeckte die abwesenheit
das geräusch von schwarzen senf
er hatte das gefühl einen falschen pilz gegessen zu haben
im ernst
nach und nach wurde ihm klar dass sich etwas verändert hatte
die brauerei rief er aus
als wäre er aus china gekommen
ausm knast
ich stellte mir vor wie er die ganze zeit
dagegen ankämpfte eine randfigur zu sein

wer bist du, fragte ich ihn
nicht nur um ihn zu verwirren
sondern auch um herauszubekommen
wer er ist
ich bin dein ehemann, verstehst du nicht
blinzel mich nicht so an
ich will liebe machen
ich hab dich geheiratet
du gehörst mir
wir können fachgespräche führen, wenn
du willst
aber es ändert nichts daran
du gehörst mir

die brauerei existiert nicht mehr, sagte ich
es musste ihn treffen wie das lospech
irgendeines sehr unglücklichen fussballvereins
der herzschlag der stadt
was tun die menschen wenn sie weiter
am suff hängen
was sagen sie dem durst
der sich von ihnen abwenden wird

du bist nicht mein mann, sagte ich
er hatte gehofft dass ich dabei
die bluse öffnen würde
das wäre völlig unlogisch gewesen
doch ich war mir sicher
es hätte ihm nichts gemacht

bist du sicher, fragte er mich
er fragte mich
bist du sicher dass das alles
kein alptraum ist
es ist ein alptraum sagte ich und
erwachte neben ihn
ich spürte seinen verblassten mund
seine staubigen hände sahen mich an
ich weiß nicht, sagte er
ob ich das verstehe
willst was trinken, fragte ich
ich stand auf und ging
zur küche
die küche schloss sich selbsttätig

ich erwachte und sah durch
mich hindurch
ich dachte an den regen
in dieser stadt
in dieser maskierten stadt
in der alles in den regen fiel
der verstand und die sehnsucht
die fahnenflucht und die suche
nach den vergebenen schritten

als ich erwachte lag ich neben ihm
er sonnte sich in der dunkelheit
er brachte sein lächeln auf die strasse und
kam mit einem kopfschütteln wieder
irgendetwas roch nach tränen
nach tränen die nach innen wuchsen
im kühlschrank lag eine zitrone
es war zu komisch an eine zitrone zu denken
am ende eines erwachens
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