28
Apr
2022

Elke erzählt

du bist fasziniert
weil du nichts erkennst
das alte flüstern verschwindet
niemand der dir sagt
es wird besser
nein
es wird nichts mehr besser
die augen schliesst du
bist du eine frau
existieren frauen noch
ich weiß nicht
du schliesst den alten wintermantel in den schrank
heimlich, heimlich drehst du dich um
jemand kontrolliert dich
hält deinen körper in flammen
ein russischer dichter sitzt an der ecke in der nähe
des flusses
er trocknet die augen
er sucht den himmel
er verschwendet viel zeit
ich höre ihn
möchte ihm ein waschlappen auf den kopf legen
möchte ihn betrachten
aber die nähe zu der angst erkannt zu werden
lässt mich schaudern
ich bin verrückt vor nähe
ich will berühren
will mir nichts erschwindeln
was ich suche bin tatsächlich ich
aber ich existiere nicht
das ist ein trost
ein gutgemeinter trost
die abfallkörbe suchen
die alten zeilen suchen
das leben neu erfinden
solange bis jeder satz eine liebkosung ist
du gehst einfach los und
beschwerst dich nicht
eine bosnische dichtersfrau sitzt an der ecke und
schaut sich den nächsten börsengang an
ihr zittern geht überall hin
die nacht drängt sich auf
was sie sucht ist ungefähr dass was ich gefunden habe
irgendein nest dass macht dass man den atem nicht verliert
die ruhe nach einem waffenstillstand
irgendein lagerfeuer
drei windverliebte soldaten
sie haben in die menge geschossen und sind mächtig
stolz drauf
dass kein schuss daneben ging
so viel atem
so viel dauerhaftes erklären
die nacht
du willst sie nicht mehr erkennen
nicht heute
nicht jetzt
wo die toten verspeist werden von der nähe
einer idee

Briefe aus dem Krieg

er schickte sein holzbein auf die reise
zuhause werden sie sich freuen

ich lebe noch
stand auf dem bein

wenn es da ist
werden seine augen
verschwunden sein

sein kopf wird einen sprung
haben
und über seine arme
windet sich das schweigen

der scharfe ton der fingerkuppen

es ist so leicht
man schaut sich nichts an und
trifft trotzdem
eine entscheidung
die wahl der waffen
die wahl der qual
die wahl der ängste
der not
der vergrabenen sätze im bunker
wo die stillen über die gebete
der alten stolpern
wo die leere einen umfasst
wenn man zusieht
wie die augen zufallen
dieser erste tropfen blut
nach einem vergessenen stillstand der waffen
sonderbar durch dörfer und städte
zu fahren
mit den fingerkuppen
und wissen
dass nichts mehr vorhanden sein wird
danach
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