2
Nov
2021

Für Ilse Aichinger ein Gedicht

gestern verschwand sie aus der türe
das teesieb in den händen
ein auge, dass ein anderes zählt
zahlen sind wie tränen
wenn sie uns erreichen tut es
uns schon wieder weh

gestern rannte die türe ihr hinterher
wie eine flüchtige sekunde
wie die nähe von der man nicht reden kann

wie der freiste satz
gesprochen von einer toten
gesprochen von einer dichterin
die nicht vergessen kann
solange nicht...


worte gleiten ab
sehen durch die nase
opfern viel nähe
sagen
dass was deutlich ist wird kaum
einer sagen

schweigen wir

morgen wird die vergangenheit beginnen
werden die türen nicht mehr wissen was
ankommen bedeuten kann
die abschiede umarmen sie und flüstern ihr zu
bleib doch noch ein bisschen

bedeckung für einen hut

artmann gelesen
dann geschrieben
dann die fernsehzeitschrift
der taschenrechner
dann aus dem fenster
die nachbarin winkt
sie fällt aus dem rahmen
sie pfeift nach generälen die ohne blut auskommen
sie trägt einen schwarzen pulli
den pulli habe ich ihr zu meiner verlobung geschenkt
da erzählt artmann dass er aus seife menschen machen kann
nein
das erzählt er nicht
er sagt
wir sind brave ungeduldige mutlose
die tanzen wenn man es ihnen befiehlt

und was wenn man es ihnen nicht befiehlt

gestern lag ein zettel auf der treppe
ich dachte nicht daran ihn aufzuheben
ich wollte nicht
wenn der wille größer ist als der betrug
muss man sich immer für den willen entscheiden
selbst wenn der wille betrug ist und der
betrug wille

artmann war ein dichter
er lebte von großen und von kleinen sätzen
ich weiß es nicht
ich lese nicht
ich schaue mir gesichter an und falle hinein
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Zuletzt aktualisiert: 5. Jul, 01:30

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