8
Sep
2021

Balance

der unschuldige erzählt den gitterstäben einen witz
er sucht das geräusch das gitterstäbe machen
wenn sie lachen

das unzählbare wird irgendwo gezählt
in die ferne blickt eine
sie hält die untertasse fest

der unschuldige empfängt den vergesslichen
der vergessliche sagt
ich erinnere mich an nichts mehr

ich erzähle mir geschichten sagt der unschuldige
in den geschichten bringe ich vier zauberer um
als man sie abholt
schaut man verlegen
denn man hat nur drei särge mitgebracht

ich komme nach sagt der vierte tote zauberer freundlich

Lass doch den Kopf nicht hängen

jedesmal wenn es wieder nach pfeffertränen duftet
dachte er
sie ist weit gereist
sie steht am bahnhof
sie wartet
aber sie weiß nicht
dass ich es bin
der am bahnhof steht
wartet
dass sie
das fenster öffnet
etwas hinauswirft

jedesmal fängt er an von seinem großvater zu erzählen
sein vater, denkt er, hat alles billig in kauf genommen
auf dem boden rutschte er hin und her
als das bild des führers verschwand

als hätte es ihn nie gegeben
als werfe man mit lautlosen schritten

ein vogel namens vergessen schwindelt ihn an
die rauchbaren schornsteine blasen menschen
in das gesicht des alten
er sucht einen lappen
damit man ihn nicht lächeln sieht

nicht gut

schreib mal ein gedicht über
diese zeit
erinnere dich wie du die milchkanne
in die luft warfst
der mond fing sie
schenkte sich ein
füllte sie mit staub
gab sie zurück

zwei ferne truppen stieben gegen die brandung
du bist träge
willst verwahrlosen
du hältst die waffe in deine richtung
kein stück weiter rufst du dir zu
sonst drück ich ab

die gräber
die namen darauf
das geburtsdatum lächelt dich an
der todestag begreift nicht

fragen nach vergeblichen

wie lange
fragte er sich
hat es gedauert
bis ich erkannte
wie schnee schmeckt
wenn man vergisst

ein obdachloser kratzt sein letztes lächeln zusammen
draußen brannte der goldene schnaps

ein barfüssiger stolpert
ein kronkorken fällt hinab

in den städten war was
massagebänke lächelten

morgen sagte er
morgen werden wir wie sie sein

Weitsehen

er denkt an die frau
damals als alles
anders war
selbst in den romanen und skizzen
die von den romanmetzgern hergestellt wurden war davon die rede das alles gestern sein wird
dass der morgen dich antreibt
irgendwann ein tisch
ein zwei menschen die man nicht kontrollieren kann
die sichtweise
was auch immer das sein sollte
war noch nicht eingeschränkt
kinder spielten unruhe
über tschernobyl wachte der tod
atomkraftwerke werden immer sicherer
desto länger sie dich anstrahlen
so müde die lippen
so viel sandkästenschärfe
ein blasser mond heisst dich abzuwarten
irgendwann vergeht die zeit
der rest nur noch verpackt
alles wird besser
wenn du nicht dran denkst
logo

Der Trog des Tages

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Krieg und Frieden
nun schreiben sie wieder über krieg und frieden und wie...
Der Wasserhahn - 5. Jul, 01:30
da geht er
da geht er mit seiner einsamkeit geht und schnappt...
Der Wasserhahn - 5. Jul, 01:27
das war es
als ich aus dem krankenhaus rauskam dachte ich mir...
Der Wasserhahn - 30. Jun, 19:13
Der deutsche Lyrikschimmel
meine güte sind wir gut wir sind so gut warum sind...
Der Wasserhahn - 28. Jun, 21:32
der traum
da war diese ungemeine dunkelheit die vom nebel verschwiegen...
Der Wasserhahn - 28. Jun, 00:32

Links

Zufallsbild

Suche

 

Status

Online seit 4717 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 5. Jul, 01:30

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren