detektiv georg läuft seitlich durch die enge frisierstube
er sieht sich überhaupt nicht mehr ähnlich
er faselt komisches zeugs
hier der treppenaufgang flüstert er
er muss an einen clown denken
der war in eine pfütze gefallen
er hatte ihn angesehen und wusste nicht
ist das jetzt die stelle wo du lachen musst
es war nicht sicher
er hätte gerne nicht gelacht
er hätte gerne hinter den tannenzweigen gestanden
hinter ihm elfie die ihre wangen
vergrub in seinem gesicht
so gerne hätte er sie gefragt
wie machst du das
stattdessen lachte er über den clown
obwohl er das gar nicht wollte
Der Wasserhahn - 21. Dez, 19:27
heute vor siebenundsiebzig jahren stand sie
das letzte mal vor mcdonald
sie stand vor mcdonald und wartete darauf
dass ich ihr französischen wein bringe und
von den partisanen erzähle
dass ich von den partisanen erzähle
während sie französischen wein trinkt
Der Wasserhahn - 21. Dez, 02:50
kein wunder das alles so ist
das alles so ist wie es ist
ihr duldet ja alles
ihr lasst ja alles mit euch machen
ihr erzählt euch geschichten
ihr schreibt
ja ich erinnere mich
genauso ging es mir auch
ihr schreibt nicht mehr was
sein könnte
oder was niemals ist
ihr leidet ständig und
das ist die einzige wahrheit
die ich euch glaube
früher habe ich ständig erzählt
wie ich aus dem siebten stock gefallen bin
ich habe immer gehofft
man nehme mich ernst
sei verblüfft
doch mit der zeit war niemand mehr verblüfft
die leute wussten
da kommt der hans und er wird uns wieder
diese geschichte erzählen und währendessen fährt
die müllabfuhr vor
nimmt alles mit
wirklich alles und die leute sehen mich an
dann sehen sie sich an
es ist nichts mehr da
sie haben alles mitgenommen
Der Wasserhahn - 21. Dez, 01:10
weißt noch
wie wir zählten
wie wir erst auf uns
später auf die anderen zählten
wie alles zeitgleich geschah
unterdessen man nichts vergaß
alles von uns erfunden
deckungsgleich mit der wirklichkeit
unvermittelt suchten wir
die ähnlichkeit
unvermittelt gaben wir auf
sahen das meer
selbst wenn das meer weit und wir breit waren
so breit dass die wirklichkeit sich fortpflanzte
niemals wir
Der Wasserhahn - 20. Dez, 17:43
wie lange gesichter sein können
betreten ein paar minen
nicht so schlimm
lange her und so gar nicht hier
ein paar sätze reissen es raus
die anderen
die anderen haben doch auch
gibts hinweise auf ein massaker
auf mehr oder weniger kommts
nichts drauf an
(echt deine meinung?)
die wirklichkeit ist leise
leise wie aida
als sie wusste
es ist zu spät
es ist für alles zu spät
aber das macht nichts
das ist lange her und so gar nicht hier
Der Wasserhahn - 18. Dez, 11:03
ich weiß was rilke tun könnte
wenn er etwas tun könnte
was sollte er tun
diamanten würde er betrachten
als wären es kartoffeln
placebo würde er mögen
einfach nur deshalb
weil die gut sind
überall kann überall sein
überall kann was fehlen
morgens ein paar stille blaue kastanienkerzen aufgestellt
autobahnausfahrten in ausbruchstimmungen
in den gefängnissen haben heute alle frei
denn sie ist in irgendeiner stadt erwacht und hat gelacht
Der Wasserhahn - 18. Dez, 10:51
am morgen erst mal winter draußen
kinder suchen obstschalen
gräser wachsen schnee
sehen aus wie gänse auf der suche nach einer flucht
leinen los
pläne schmieden
kartoffeln vom keller befreien
nichts und an niemand denken
rufe die alles erreichen
die niemand hört
weiß
weiß
weißes papier
du siehst wie alles hinter dir hergeht
wie du schlappschwanz den schnaps
den andere auf der strasse saufen
einfach übersiehst
Der Wasserhahn - 18. Dez, 10:47
er weiß nicht
sind das schritte
seine schritte
er könnte hier verweilen
für einige momente
er könnte sagen
dass was ich tue
vergesst es besser
es ist nichts wert
er versucht die worte wegzufegen
die zu bewegt klingen
in seinem ohr hallt das blut nach
das blut der ratlosen
der toten
die nicht mehr bluten können verlangen von ihm
dass er mit dem märchen aufhören soll
aber wo beginnt ein märchen und
wie hört es auf
er muss dieser einen zeile begegnen
diese wand die alles geschehene eindeutig macht
er muss von den toten beweise verlangen
beweise für ihr leben
er möchte diesen einen tag vergessen
diesen einen vergesslichen tag
für was ist das
fragt er sich
er starrt die wand an
die bluten haben das alles
spiegelverkehrt gesehen
sie sitzen neben ihm
sie sprechen aus was seine müdigkeit nicht kann
wir sind hilflos
ausgesetzt einer wirklichkeit die uns beleidigt
komm
setz dich zu uns und hör uns zu
Der Wasserhahn - 18. Dez, 04:08
im zweifel für den angeklagten
das war sein lieblingssatz
nur dass es bei ihm nie zweifel gab
er erinnerte sich gut
es war einer von diesen nächten
es gab gebranntes und gekifftes
er konnte sich nicht entscheiden
bekifft oder besoffen
im fernsehen die lottozahlen
die kugeln drehten sich ratlos
in der kugel
die kugel gab keine kugel frei
er dachte
das ist der hammer
er fragte sich
was die machen
ob die weinen oder sich lossagen von gott oder so
Der Wasserhahn - 17. Dez, 18:30
der abend wie alle abende enden
mit dem sternenfall
mit dem alten märchen vom sternenfall
ich träume
ich bin ein trödelträumer
ich sage mir
ich bin auf einem schiff
vor mir tanzen die matrosen
der abend ist leicht
wir trinken wein
sehen hin
zu dem wässrigen meer
wie uns alles weit erscheint
weißweit
wie uns der mond vorkommt und
wir trinken limonade
pulverschneelimonade
dann taucht katja auf
katja rufen wir
erzähle uns die geschichte
wie der bert einmal
julia dich nannte
sie boxt uns und lacht
trinken wir rum auf alle würmer
wir stiessen uns mit uns leeren kämmen das haar und
schauten in die ferne
die nichts war
nur fernes licht leckte uns ab
so fern
als gingen wir auf reisen
und bliesen nicht jene raue faserluft des meeres
in unser jämmerliches zimmer
Der Wasserhahn - 17. Dez, 18:22
sie wurden gesehen
gestern
standen vor den plakaten
da wurde mehr demokratie gefordert
fordern sie auch
mehr demokratie
sie?
sie gehen um vier zum flachmann
trinken
bleiben
reden
wahrscheinlich mit leuten die solche plakate drucken lassen
wer druckt so etwas
wie fad das alles ist
nimmt man die dinge ernst, schauen wir als erstes auf die schuhe
die ziehen wir aus
dann die socken
dann schneiden wir die fussnägel und planen hiernach ein vollkommen einsames leben
fern von allen demokratien
einfach nur die schuhe
die socken und die fussnägel
Der Wasserhahn - 17. Dez, 18:16
letztens (heute) habe ich einen film gesehen
es ging irgendwie um liebe und
ich weiß nicht
es war ein schöner film
wohl auch weil er in belgrad spielte und
weil eine frau in den fluss fiel und
ein taxifahrer aus bosnien merkte
dass es dinge zwischen den dingen gab
die man nicht verstehen musste und
ja
was ein kuss war, das war wichtig und
dass es ständig regnete und ein geistlicher
liebte diese frau
diese eine frau in belgrad und er gab ihr die cd
die er am liebsten mochte
doch das war eine andere frau
genauso hilflos
genauso stolz
genauso schön wie diese stadt
in der es ständig regnete
Der Wasserhahn - 14. Dez, 22:34
ich hör ihn von der decke aus mit mir reden
er redet die federn herbei
das leichte will er jetzt ganz
er nickt
wenn ich sprachlos bin
er nickt
wenn ich nicht begreife
worte sind viele
viele worte
dunkel ist die zeit
verlassen die einsamkeit
wer ist mehr als nur
ein flug
er hatte den film
der pianist gesehen
er hatte ihn abgebrochen
an der stelle
als die gestapomänner
einen rollstuhlfahrer aus dem
fenster warfen
das war so unerträglich, schrieb
er auf einen zettel
das ist nicht denkbar
so viel grausamkeit
ist nicht denkbar
Der Wasserhahn - 14. Dez, 13:41
im gedicht gibt es nur nähe
nur dieses umschlingen
in dem gedicht sitzen vierundvierzig menschen zusammen
und das einzige was sie nicht mögen ist die langeweile
im gedicht küssen sich zwei
ohne zu fragen
bist du geimpft
das glück erkennt dich im spiegel
das glück ist ein echo
es steht in beziehung mit allen menschen
die keine fußabreter sein wollen
im gedicht findet jeder
nationalismus scheisse
gut
das wort scheisse ist nicht lyrisch
aber es steht in tiefer beziehung mit
dem nationalismus und der endet nicht
in deutschland
der endet dort
wo kriegsverbrecher gewinnen
wo massenvergewaltiger die zäune grade rücken und
rufen
das gehört uns
Der Wasserhahn - 13. Dez, 22:56
hallo
freut mich
sie sind bereit
sie lesen es
die geschichte von einer frau
und einem mann
die trafen sich gestern
es war das erstemal
sie las in der bildzeitung
aber das tat sie nur
um auf ihn aufmerksam zu machen
er hatte apfelwein bestellt und
apfelwein bekommen und sie las
in der bild das alles lüge sei
versteht ihr
ausgerechnet in der bild las sie
das alles lüge ist
draußen standen die fenster auf
draußen husteten die jungs den zigarettenautomaten was
draußen gingen die jungen frauen mit absicht etwas jünger
sie gingen so jung dass es nicht zum aushalten war
sie las in der bild das alles lüge sei
ausgerechnet in der bild und er legte noch was drauf
er wusste es waren schlechte zeiten
er bestellte apfelwein
er hatte so etwas wie den blues
im traum flog er durch die zeit
aber das war unsinn
dass war selbst im traum unsinn
draußen vergaben die jungs die besten chancen
du hast bilder wie kaninchen vor dir
du erkennst die rufe der schildbürger
sie ersticken
sie waren
sie sind
sie liest in der bild das alles lüge sei
aber wenn die jungen frauen vor den jungen männern stehen und von liebe reden
was ist das denn?
Der Wasserhahn - 13. Dez, 03:29
wir lesen ein gedicht
wir zimmern uns ein blasses leben danach
wir kaufen uns einen vierbündigen hut
der hut trägt unseren namen
aber nie tragen wir ihn
an unseren blauen köpfen
wir reisen viel
bleiben immer stehen
wenn man uns fragt
wer wir sind
antworten wir nicht
wir sind blauameisen die ohne erfolg auskommen
wir kommen ohne erfolg aus
hätten wir erfolgen würden wir uns trennen
das wäre schön
denn dann sind wir ewig zusammen
Der Wasserhahn - 12. Dez, 16:47
zwei schokoladenikoläuse wollten
was ganz extremes tun
drum assen sie sich gegenseitig auf
das erzählte ich paul
paul war endlich verheiratet
er war mit michael klaus
inge oder marianne verheiratet
er hatte zwei kinder
die keine nikoläusen glaubten
Der Wasserhahn - 9. Dez, 15:40
der zweite nikolaus schmeckt
immer besser als das erste
Der Wasserhahn - 9. Dez, 15:14
nikoläuse jucken nicht
Der Wasserhahn - 9. Dez, 15:10