abends fährt sie da hin
wo der holunder brennt
sie blüht auf
sie fällt in den gedanken
alles könnte paris sein
die türe aufgestossen
die gedanken voraus
er denkt oft
mit ihr gegen die mehrwertssteuer
demonstrieren und in der nacht dann
in der nacht dann
der blühende holunder
die gassen so weit entfernt
die türe vergraben
sie denkt oft
er ist zu beneiden
denn wenn er die augen öffnet
erkennt immer nur sie
in seinem scheitern
Der Wasserhahn - 31. Dez, 15:15
er hat die Worte vom Tisch gewischt
er hat die brille beiseite gelegt
er hat die Nacht in den Morgenrausch versetzt
flüsterte bis die Schüler alles packten
Schnapsgläser mit geänderten Namen, Stationen haben Backenzähne ins Grab geblasen
wir saßen da und machten Pläne
Zaubertränke sahen lachend aus
ein Fuß auf dem anderen
die Käfige hatten einen Ausgang
sie fegten den Hof
wo eben noch die Wut war
Der Wasserhahn - 31. Dez, 03:16
nun trinke ich und
hab ein brötchen
bestellt
ich denke
ich sollte gehen
aber ich geh nicht
ich frage
woher stammen die blumenvasen
sie fragte mich
was ich damit meine
ich sage meine ist sänger der scorpions
sie möchte gerne einen schluck lachen
aber der durst kommt ihr in die quere
ich bin besitzer einer wohnung sage ich
sie nimmt es als angebot und
fragt mich
ob ich kaltwasser habe
was ist das frage ich sie
ich stell mir eine urkunde vor
auf der kaltwasser steht
ich verstehe deine art gedichte zu schreiben nicht
ruft sie mir zu
sie ist längst in den plattenbauten abgehauen
#
vielleicht zählt sie die ahornblätter in den schlaf
vielleicht denkt sie aber auch
es müsste morgen sein
die verlassenen gehen zur arbeit und machen
einfach weiter
Der Wasserhahn - 31. Dez, 02:01
händchen haltend zimmert er sich
ein leben in gemeinsamer
einsamkeit
sie schreiben briefe an die
haltestationen
sie legen die zeit fest
an der sie sich von der bettkante stossen
draußen trennt sie nichts
ausser die wucht mit der die nacht
sie einfängt
ablenkt
wieder zurück atmet
das bett als vergnügungsort
zwei knetmännchen die einander lieben
auf dem boden ein dollarzeichen
ein gedicht und ein zufälliger brief an das letzte gegessene brot
Der Wasserhahn - 31. Dez, 00:44
weißt du
(er sucht den aschenbecher, obwohl er
gar nicht raucht)
ich lese dich und was ich lese
klingt nicht gut
sag nichts
für mich wärst du allerhand
verstehst du
für mich
wärst du sozusagen der sechser im lotto
aber für dich
nein
das geht gar nicht
du würdest schier verrückt werden
mit mir
schau mich doch an
so eine fresse und erst wenn ich aufstehe
merkt man das ist kein brötchen in meinem arm
das sind meine hände
so etwas unfertiges
als wäre ich ein knetmännchen
ganz alleine auf der welt
der wilden welt entgegen
dem himmel näher als der nächsten zigarette
die einsamkeit jubiliert
wir trotzen der gefahr
ich gäbe dir die hand und dann gehen wir
und wenn wir uns wiedersehen
fangen wir an
uns zu verabschieden
Der Wasserhahn - 30. Dez, 02:36
in denen tagelang kein schuss fällt
es riecht nach schulferien und
irgendwie nach coolen u-bahnschächten
alles liegt da irgendwie so rum
dort eine nase
hier ein alter zahn
und irgendwo ein foto von rita oder
claudia oder wie sie alle heissen
keine pistolen
keine waffen
die schüsse kommen von der leuchtreklame
die bringen keinen um
niemand der sich fürchten muss
aber viele die ne stimme haben und nicht wissen
soll ich schon los
abends sagen sich die
die das gerne sagen
bis morgen und niemand vermisst etwas
es sei denn sie ist nicht da
strahlt dich an
redet oder schweigt
brennt oder löscht das feuer
für so etwas den heldentod erleben
ihn öffnen
ihn irgendwie auf die beine helfen und ihm sagen
was machst du denn für einen mist
Der Wasserhahn - 30. Dez, 02:24
heute nacht ging er als junge verkleidet
durch die nacht
barfuss war die und an ihre nase
würde er sich gewöhnen
er lachte nicht, weil von zahnpasta die rede war
er wartete ab
bis nicht mehr von zahnpasta die rede war
erst dann lachte er
er öffnete ein buch
hat mir meine mutter geschenkt sagte sie
ist ein buch über den hsv
bist du für den hsv wollte er fragen und
blickte direkt auf eine eintracht frankfurt fahne
die leute machen komische sachen, sagte sie
er hatte das gefühl dass er all das erfunden hatte
die gespräche
das lachen
ja selbst ihre nase schien nicht zu existieren
deshalb ging er als junge los
er war nicht sicher ob das okay war
am ende war es schon okay
am ende sitzen doch alle auf einer langen bank und eine/r sagt immer
schaut nur, es ist schluss
Der Wasserhahn - 30. Dez, 01:16
noch einmal will er mit
der frau tango tanzen
den doppelten boden spüren
mit der sie ihr verlangen trösten
diese anziehungspunkte
die morgen begleitet werden
vom wunsch
vergessen zu werden
von ihr
er möchte ja sagen
wenn sie ihn fragt
in welchem bett sie liegen werden
im rechten
dem kornfeldbett aus dem die träume
hinabgezogen werden und man jedesmal
mit falschen namen erwacht
in dem zweiten
dem sogenannten lächlerbett
dass die zukunft hervorsagen kann
das ausspricht was liebende besser
für sich behalten
oder das dritte
das ereignisbett
das gesichter verschleiert
das geschlechtsteile in die nähe
von gedichten rückt
so viel schlangenlinien beim erwachen
so viele betten die machen
dass er ihren namen aus den
verlorenen tränen seiner immerwährenden
vergangenheit zieht
ich lasse es, sagt er
sie lächelt
fragt
wann
morgen
übermorgen oder
überübermorgen
sag in
welchem hut steckt die wahrheit
Der Wasserhahn - 29. Dez, 21:39
der gehorsame hat kein talent
er ist ein besserwisser vor dem herrn
immer nur vor dem herrn
er braucht sich nicht verwandeln
er trinkt tabletten
tapeten und statistiken
er schaut auf seine maske im spiegel
er hat heut noch keine impfung bekommen
es geht ihm nicht so gut
er beobachtet zwei menschen die
am gleis vier ganz dicht beinander stehen
sie tragen keine masken
er ruft an
sagt
auf gleis vier stehen zwei menschen
die gegen das verbot handeln
fünf männer kommen und reissen
die zwei auseinander
am abend sieht er kurz zu seinem
penis
dem es um längen besser geht als ihm
Der Wasserhahn - 28. Dez, 19:48
morgen spielen wir im untergrund
oder im hintergrund
mittlerweile vermischen sich
die worte untereinander
sie verlieren ihren sinn
aber das macht nichts
das macht nichts
morgen werden wir unseren
schlagzeuger ersetzen müssen
was machen wir nur
wo nehmen wir einen her
manchmal wenn wir unter dem teekessel liegen
fragen wir uns
ob wir je einen schlagzeuger hatten
wir tanzen im kreise
nähern uns
wir atmen und suchen die lust
die lust die unter der dusche stand
die weichen legte
die umarmung der nächte
die unter die leute ging
die berührung der obstsammler
das schauden der wolkenlosen
Der Wasserhahn - 27. Dez, 22:59
oft riefen sie seinen namen
erst gestern in der früh
er sammelte gerade seine träume aus seinem inneren
da riefen sie ihn
sie nannten es name
er horchte an der türe
fand dass es so wenig war
was sie über ihn wussten
er versuchte sie zu verstehen
wie im sand wo man einmal wenigstens zum ende kommen möchte
er empfand
das war gestern
er sammelte sie auf
all die empfindungen
was war los
was zählte noch
noch war nichts geschehen
alles hing noch in der luft
als könnte es genauso gut nicht beginnen
als suche er noch
nach einem abschied der nicht mehr vorkommen soll
Der Wasserhahn - 26. Dez, 20:00
sie waren lange unterwegs
er trug ihren hut und
sie seine ledertasche
in der ledertasche lag ihr heiratsvertrag
der schlüssel war in seiner hosentasche
er musste lachen
denn er stellte sich vor
wie er vor ihr stand
nur mit einer kerze bekleidet und meinte
heiraten
einfach nur heiraten
da lag für sie alles drin
da musste man nicht mehr reden und
seitdem redeten sie nicht mehr
sie mieteten irgendwo eine wohnung
grüssten die leute wenn es sein musste und
verstummten stets wenn sie voreinander standen
die bürokratie hat gesiegt sagte eine gute freundin von ihr
sie erinnerte sich
früher hatten sie häuser besetzt
wollten das leben nicht einfach fortführen
hassten den stillstand
sie hat eine menge nachzuholen dachte er
sie blieben voreinander stehen
sie sahen sich an
kinder riefen sie
dann machten sie kinder
die lagen in den anderen zimmern
schwiegen
das schreien erkannten sie nicht an
so geht leben, dachte einer von den
noch nicht geborenen
so eilt es davon, dachte eine andere
eine die aufm sprung war es sich anders zu überlegen
Der Wasserhahn - 26. Dez, 16:47
geräusche machen nur die anderen
ich laufe über diese brücke und
verliere was
ich verliere mich ein wenig
aber was macht das schon
ich gehe vorbei an mir
ich muss vorbeigehn
würde ich stehenbleiben
würde ich bemerken
dass ich das bin der dort liegt
vielleicht bin ich bereits begraben
liege hinter einer mündung
neben mir summt ein braver feldhamster ein
lied
vielleicht das internationale hamsterlied
wahrscheinlich rettet ihn das jeden tag
jeden tag stell ich mir vor wie der feldhamster
durch die jahre saust
wie er auf freigänge hofft
genug zu essen
genug staub um darüber den kopf zu schütteln
während ich an mir vorbeigehe
ich weiß
dass ich die hand gehoben habe
nicht zum gruss
sondern um mich zu verabschieden
so geht das jede nacht
außer es ist ausgangssperre
dann setze ich mich dazu
schaue ihn an und sage
na bruder
was geht
Der Wasserhahn - 26. Dez, 14:33
du warst das gewesen
gestern
der vergessen hat
im bus ein ticket
zu lösen
der busfahrer hat
sich dein gesicht gemerkt
er nimmt es mit
auf den alten parkplatz
dort stehen die jungen und
frischen sich auf
was denken die sich
fragt er
fragt er nicht laut
nein
er kippt den birnensaft runter und
verspätet sich
und du?
mit heller stimme unterwegs
die mütze schief
alles blendung rufen die
die so was immer gerne rufen
und du
du gehst zur brauerei
gehst zur brauerei und
weisst nicht
hast du durst
oder willst du nur
irgendeinen song hören
der nüchtern so unmöglich klingt
du hörst von all den dingen
von den selbstmorden
von den meeren die durch deine stadt rauschen
so gerne möchtest du deinem klavier ein bein stellen
merkwürdig denkst du
das alles habe ich noch nie gesungen
wie weit die welt vor dem nächsten bellen ist
das gurren so ähnlich klingt
magst du schon lange nicht mehr glauben
ja du bist der
mit der idee und der mundharmonika im kopf
du trägst sie wie luftschlösser spazieren und
immer wenn eine vorbeigeht
die dir gefällt
denkst du
wenn du ihr nachsieht wird alles zu stein verwandelt
Der Wasserhahn - 26. Dez, 01:53
vor dir stehen
heisst
neben mir stehen
heisst
im bequemen sessel
sitzen
rauchend
bis du müde bist
bis die zeit dich frisst
du hörst dein schweigen brennen
rennst davon und
wir
dir hinterher
mit elender grabesstimme rufen
wir dich zurück
zurück
von den schienen
du barfüssiger
geh zu den verzweifelten und
sieh nur
die ähnlichkeit
Der Wasserhahn - 26. Dez, 01:41
wieder maria unterwegs und weiss nicht
was wird morgen sein
josef träumt von guten schuhen
von guter hoffnung träumt
er nicht
draußen am tore klopfen
drei könige
nägel in den wind
jesus spricht mit
dir
sagt ernst zu
julia
die trotzdem nichts
von ernst wissen will
die nacht wird verschenkt
elfmeter in den luftleeren raum gepfiffen
jemand der noch nie etwas gesagt hat
wünscht eine verdammt gute weihnacht
lauschen wir ihm
ohne dass wir ihn hören
wir hören schon lange nichts mehr
unsere ohren sind fenster
für unseren gesang
unser gesang ist alternativlos
maria hat ihre entfernung wieder gefunden
sie schlendert durch die gassen
auf der suche nach einem passenden geschenk
für ihren sohn
Der Wasserhahn - 25. Dez, 16:44
was bleibt ist das
nichts bleibt
das alles zurückkehrt
dass es einfach endet
ohne es zu verbergen
es gibt lieben
die betrachtet man nicht mehr
da versteht man höchstens nicht
was man selber glaubte
was daraus werden sollte
so oft sitzt du nach begegnungen
neben dir
du möchtest dich fragen
warum habe ich sie umarmt
warum vergebens darauf gewartet
dass es geschieht
das schlimmste ist
dass man später solche gedichte schreibt und
malt sich aus
man geht so durch ein zimmer und
fängt an die geschichte zu beenden
von anfang an
Der Wasserhahn - 25. Dez, 00:43
er weiß einfach nicht
soll er den drehstuhl verdrehen
die richtung ändern
irgendwo im verschneiten irgendwo
brennt ein radio im schnee
irgendwo im verdammten radio
brennt ein verdammtes lied
wir sitzen fest
rufen es aus
wir sind die
die längst nicht mehr wissen
wie tief sie sitzt
unsere vorgeschriebene angst
unsere schreie erfüllen den tagesritt
am tag als conny kramer starb
brannte irgendwo ein licht
drehte einer ein würstchen um und
ein ungeimpfter bestellte currywurst
einfach so
ohne uns zu fragen
Der Wasserhahn - 24. Dez, 01:05
wir brauchen sagt max, eine
feministische welt
alles andere führt uns nur
auf diesen grauen müllplatz
den wir für ne kirmes halten
uns können nur noch frauen retten
fraue mit dunlen lippen
die aussehen wie gezeichnet
die
die macht an sich reissen
all das zwanghafte werden sie in die luft sprengen
ja
und uns wird es gut gehen
wir werden verstehen
wir werden begreifen
Der Wasserhahn - 24. Dez, 00:55
drei junge menschen sitzen da und
knobeln aus
in welche disco sie
nicht gehen werden
sie würden gerne
weil ihre jacken cool und
sie langsam auf den geschmack kommen
na gut, sagt der eine
dann abonniere ich halt die courage*
* die courage war eine feministische Frauenzeitung, es gibt
auch Frauenzeitungen die nicht feministisch sind, Bild der Frau zum Beispiel
Der Wasserhahn - 24. Dez, 00:51