9
Nov
2021

oder was

zuerst kam es ihm wichtig vor
dass er die kichererbsen
ernst nahm
jedesmal wenn er sie
in den mund nahm und
er nahm sie oft in den mund
musste er lachen
sein lachen klang wie flachbildschirme glänzen
wenn man sie einstaubt
er belog sich selber dass das in ordnung sei
aber er wusste es besser
er wusste es doch besser
wer bin ich nur, fragte er sich
er fragte es sich so schmerzhaft als presse er die frage aus
so ein gefühl hatte er von sich
es ist besser wenn ich herbert besuche
herbert schreibt gedichte gegen seine eigene existenz
er klopfte
was ist, fragte herbert
der immer zweifelte ob wirklich jemand an der türe
geklopft habe
ich bin es, sagte er
er hob die stimme
blickte zurück in zorn
dachte an die kichererbsen
die sicher litten unter seinem lachen
herbert öffnete
du bist es, was ist, willst du was essen
herbert lud ihn ein

er erzählte viel
auch dass ihm ein zettel abhanden gekommen war
dort war die nummer von karin
ob er sich an karin erinnerte fragte herbert
er nickte
er erinnerte sich an sie
sie aß mit gabel und gabel wie andere
mit messer und gabel essen
sie erzählte eine menge und alles klang so unterirdisch
sie war oft nach dem siebten bier müde
trank aber das achte und ging dann eilig zum bahnhof zurück
sie wohnte dort in einen der vielen unsichtbaren schlupflöcher
an sie zu denken war
als würde man nicht an sie denken
willst du senf zum würstchen, fragte herbert

zwei teller waren in der küche aufgestellt
leere in den händen
leere im blick
er holte den senf aus einer zitronenschale
hier, sagte er und dann fragte er
guckst du das spiel heute
er schüttelte den kopf
ich hab es gestern schon gesehen
für abwesende zeigen sie die spiele immer schon am vortag

hast du karin gesehen, fragte herbert

Kristallnacht

erst gestern spaziert
durch die gänge
so viele namen
so viele gesichter

streifen in den cafes
dunkle messer
scharf wie die augen
leise bänder
spinnen netze

fangen an sich zu vergessen
erinnern reden von den
alten
die gesänge tragen

als wäre es die schwere
die uns sieht
uns ansieht
als wäre es der tägliche pistolenschuss

der verbotene
der stets
vergräbt
an was er glaubt

das müde
das morgenlicht leuchtet
die alten narben
wir trocknen sie ein
verlangen nichts
nur wir
die nicht mehr lieben können
erfahren alles neu

ohne spuren

zu viel gesoffen
zu viel erzählt
die offenen gespräche
geschlossen
von vergessenen

lieber nicht daran denken
was uns die zeilen versprechen
was versprechen sie uns schon
sie versprechen doch nichts

wir ernten
sehen leute an
bitten sie um nichts
wir schweigen
sanfte radspuren unserer tränen

wir suchen uns
wenn wir in die gespräche
anderer schauen

was geht ab
was bleibt dran
die finsternis erkennt
nichts als funkelheit

eine reise die nicht stattfindet
die alten worte
die neuen fassaden
was sprechen wir aus
wer jagt uns davon

das symbol

dass er bus fuhr
die busfahrer kannte
ihnen
zigaretten besorgte
die windrichtung bestimmte
fahrkarten löste
vom meer zu reden begann
solange bis er zitterte
oder bergweise
stillstand
verstummte
den ausblick genoss
den alten ausblick
der netze auswirft
gelassen hinterherspringt
ja das war das salz
das salz der planeten
oder es roch nach matratzen
während er
von den gemachten betten redete
draußen
wo die marmeladengläser auf die richtigen tische warten
eine notwendige ordnung
die türen aufgeschlagen
müde seufzend
knarrend
bis pilze ihre richtung regeln
bis die darmbachers töchter endlich
umarmen und wir
die wir besessen vom schweigen
uns verfahren
stolpern
in die verweise der richtungsbeamte verweilen
toben
brotreste schlucken
trost darin suchen
trost der heimkommt
sich umsieht
sich liegen lässt
bzw
hinter das fenster sieht
dem baum der erkenntnis eine bitte abschlägt
blusen kauft
schornsteine erkennt und weitermacht
immer weitermacht
bis zum nächsten niedergang
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