geh doch mal ans telefon, sprach sie mit
ehrgeiziger stimme
es war die stimme der nächte
die rauschen
berauschend von uns abfielen
es war die stimme der handballerinnen
wenn es zeit wurde mal einen trinken zu gehen

ich stolperte mehr als dass ich ging
ach das meer dachte ich
ach die angst zu ertrinken
was hatte sich gott nur dabei gedacht, sinnierte ich für mich hin

ich stand vorm telefon
aber es blieb
es blieb dort
ich sollte zum telefon gehen hatte sie mit der stimme einer
sopranistin gerufen

das fenster stand auf
in jedem verdammten gedicht stehen die fenster auf
aber kein dichter hat es je geschlossen und da wundern die sich
dass sie niemand lesen will

du träumtest du träumtest
den letzten traum von
pinochet

er liegt im arm eines
vergessenen
er ist einsam
seine hände wollen nirgendwohin

da merkst du
es ist nicht pinochet
der träumt

es ist rasputin
er setzt sich
in deine fesseln
er lächelt
er fragt dich
nach den preisen für bürostühle
du
sagst
ein bett wäre besser für dich

du denkst
dort wo du anfängst sei
der traum bereits zu ende
aber der traum fängt doch immer
mit dem ende an
möchte rasputin sagen
wenn es rasputin wäre
aber es ist nicht rasputin
es ist der zahnlose flaschenversteher
pan

pan greift nach der sonne
nach der sonne greift er
ich möchte sie kennenlernen sagt er und
denkt
das reiche aus
das reicht aber nicht aus
möchte man ihm zurufen

ich glaube den hüten nicht mehr
ich glaube nicht mehr an die verzeihung
an den frieden habe ich nie geglaubt
verzeihung
ich habe an den frieden geglaubt
damals
als sie den letzten panzer aus dem bach fischten
als ich auf dieser bank saß und verträumt glaubte
ich müsse romane und gedichte schreiben
ich muss keine romane und gedichte schreiben
ich muss mich impfen lassen
ganz gleich gegen was
ich frage nicht mehr
der scherz ist zum witz geworden
die konzerthallen sind still
keine aufbruchstimmung
niemand der sagt
wir machen das jetzt
ganz ohne die

wir gehen unter
schon bemerkt
wir reissen uns kein bein mehr aus
herr rimbaud
herr timbaud
wir sitzen da
sprachlos aber sprachbegabt
witzlos aber lachhaft
schweigen wir ihren schrank an
den schrank in dem sie
ihre worte zerlegten
blautief der abgrund
die nähe schweigt
der brotlose vergräbt die sätze die er nicht ausspricht
die wirklichkeit erkennst du
wahlweise in dem du lügst
der betrug ist das wort
das wort geht über nacht
schluchzend fegt es über den trost
der einbeinigen
dichter
brüllen das meer an
brüllen das erinnern an
die wirklichkeit wird begraben

er kaufte sich heimlich schokolade
damals war er neun und wenn er
nicht schlafen konnte
stellte er sich vor zehn zu sein und
konnte erst recht nicht schlafen

er liebte den vogel der mit kreischenden augen
von ast zu ast sprang
es waren die alten sätze die in neuer uniform auftauchten
es kam das alte denken nicht abhanden
das graue alte denken

nachts türmte sich alles auf
der traum ruhte sich in ihm aus
die
die alles planen zeigten lächelnd auf seinen namen
auf ihn zeigten sie nicht

die augen trugen die ewigkeit davon
ein echo kehrte zurück und verstand sich selber nicht
was habe ich nur, fragte er sich
sein zustand war fragwürdig
er hatte keinen namen dafür
es war nur so ein flatterhaftes gefühl
so als sei er jesus und jemand der
jahrelang daran arbeitete
erklärte ihn wer jesus sei

er fühlte sich zurückgeblieben
er liebte diesen zustand
er stellte die nächte in frage
die von anderen handelte
die nicht verschiebbar waren

die nicht verlassen konnten
wuchsen in solchen nächten
die nichts erklären wollten
waren das wichtigste personal in diesem land

sie zählten kein geld
sie waren keine nationalisten
weder hingen sie am wort stolz
noch mochten sie mit dem zustand etwas zu tun haben

sie wollten gerne lustige menschen sein
befreit von der angst verlassen zu werden
sahen sie sich in der nacht immer die an
die ihre mützen fallen ließen
einfach nur deshalb
damit sie nichts mehr in der hand haben

gestern sah ich wie einer in einem film
einen film sah
er sah zu wie eine die nicht wusste
was sie tun sollte
einen film sah

in dem film ging es um einen
vergessenen brief und einen ort
an den sich niemand mehr erinnern konnte
irgendwie dachte sie
erinnert mich mein leben an diesem film

auch dass es an der türe klopfte
war ihr nicht unbekannt
auch dass sie einen schreck bekam
war ihr nicht fremd

sie schaute auf die uhr
das alte verlangen konnte es nicht sein
dass war vor jahren aus dem fenster gesprungen

oft fragte sie sich
was wir müden menschen machen könnten damit
wenn wir alles wüssten

draußen trommelschläge gegen die wand
einer der sich so viel von ihr versprochen hatte
malt ihren namen auf einen vergessenen brief

später, wenn er an den film dachte fragte er sich
wozu war das alles da
das zusammensetzen von worten und das schweigen darüber

es waret im oktober
beim kerzenschein
heuballen rochen nach heuballen
da war der schmerz der vielen tage
da war das durcheinander
der schmerz lachte
er zerlegte die worte
das konnte
das musste
das sollte etwas bedeuten
so ging es weiter
die abwesenden testeten eine neue zigarettenmarke
die mauern kratzten, aber sie juckten niemanden
überall nur schmierige eitelkeiten
ein wegkommen
ein hin und her kriechen
es war dereinst nichts zu tun
man konnte nur betrachten
ja
die rosen dufteten
die mülltonnen zappelten in den köpfen derer die keine mülltonnen mochten
da brannte jemand schnaps
du hättest es melden müssen
doch nein
du hattest es nicht gemeldet
du hast dich selber streng angesehen und verstanden

nein
ich will nicht teil einer faktenwelt sein
es kann niemals alles logisch zugehen
jemand macht diese logik und legt uns damit rein

glaubt nur das alles stimmt wonach es schmeckt
glaubt ihnen wenn sie sagen
atomkraftwerke sind sicher
der fusspilz ist schweigsam

ich vertraue der angst
der nacht in der die geliebte
an mein herz klopfte

ich vertraue der dichtung
der literatur
der kunst
sie umkreist die welt

sie hat keine fakten nötig
keine logik
sie gehört niemanden
dafür wird sie uns geschenkt
dass wir die augen zu worte machen und
alles sichtbare wieder vergeht
sobald diese nacht verschwunden ist

damals dachte ich
alles farbenfrohe
läge in den nächten
nicht besonders lange

damals dachte ich viel
ich versuchte es mit
worten
ich schrieb
was ist es nur
dass man liebt

warum liebt man diese
eine
und nicht
die andere

weshalb kann man keine nationalen
mögen
weshalb sollte es kein verbrechen sein
vergewaltiger zu tätscheln

der hilflose schrei
der nebel als verteidigung
wenn ich an die zukunft denke
gehe ich lieber nicht mit

ich bleibe stehen und
wenn ihr weit genug weg seid
gehe ich die andere seite lang
lese ein gedicht oder putz mir die zähne
suche einen verlorenen brief und werf ihn
etwas weiter
damit ich ihn wieder suchen kann und
mich darauf freue

zu viert zu dritt sein
zählen bis die knie wehtun
die welt erkennen
in einem glas brause
schnee morgen
wird vor der türe stehen
aber wir
lassen niemanden mehr rein
der keine farbe hat

der geruch von kreide
das zählen der schwämme
die zerkauten augen der großmutter
du hast mal ihre falten gezählt
bilder von den ersten tränen
die auf dich sahen und kicherten
das erste bier mit zwölf
weckte kein geheimnis
das erste ziel
mit achtzehn soll das ganze hier beendet sein
plastiktüte übern kopf

als ich bemerkte dass ich keine luft bekam
zog ich sie schnell vom kopf
ute in einer dieser nächte
das herz klopfte
das fenster war zum sprung bereit und
wir ertranken in dieser nacht
zum ersten mal sagte ich
warum gibt es so etwas und sie
weil es vergessen werden kann

ein vorstadtkino an deinen lippen
immerzu ein anderes lied
dass ohne gesang nicht
auskommen kann

die gedanken voller tränen
zu viel schnaps getrunken
zu oft
ich habs
gesagt

keinen plan und trotzdem stundenpläne
für sekunden reichtum und dann wieder
dauergast im sozialamt

etwas liegenlassen
etwas in die nacht rufen

vorstadtkino
ich sitze vor dem nächsten traum und
versenke ihn

ja gut
die tabletten haben nichts genutzt
der traum von den ratten ist immer noch da
mittlerweile verstecken sie sich nicht einmal
hinter ihrem kratzen
sie bemerken wohl dass ich tabletten gegen sie nehme
und sonst
alles gut
meine mutter ist seit unendlichkeiten tot
ein freund vorletztes jahr
und sonst
gut
lange strecken liegen hinter mir
ich bin jetzt alt
das muss ich lernen
die tabletten verscheuche ich
die ratten nicht
ich weiß nicht warum ich so ungeduldig bin
ist das ein gedicht
was ist ein gedicht
gestern dachte ich kurz
man müsste dass trinken wieder anfangen und
dann sofort aufhören
und sonst
ich verschliesse mich vor den torwächtern
was hat das zu bedeuten
nichts
ich entdecke den charme des alters
die jungen frauen haben mich noch nie angesehen als könnte
ich eine mütze für sie stehlen
ich sollte tabletten gegen die nacht trinken
es reicht
ist das ein gedicht? wenn es reicht?

wir fragen nicht
bist du geimpft
wir tragen uns
auf die strasse
sehnen uns danach
hier zu bleiben
wir denken nicht
es ist nicht gut
mit mehr als zehn leuten
in einem zimmer zu sein
wir sind es mit zehntausenden und
noch was
keiner von uns wird sterben
sind wir jetzt leugner
weil wir nicht sterben
andere sterben
andere liegen auf den intensivstationen
anderen geht es schlecht
richtig schlecht
sie reden davon
nachts in unseren träumen
sie lächeln auch
sie sagen
wir würden euch applaudieren wenn wir könnten

im internet läuft der neuste virologenkongress
du hörst gebannt zu
es ist nicht so dass du jedes wort verstehst
aber mann das ist besser als auf einem konzert von metallica
herumzustehen und nicht zu wissen
wann es losgeht

sie kommt nachhause und verdammt
sie soll so gut aussehen wenn
du sie nicht siehst, ist das nicht mein problem
sie schaut sich um
irgendwo hängt ein putzlappen in einem rahmen
gottverdammt
sie hat das foto von euch zwischen den versagermasken gesteckt
da gehört es hin, denkt sie und weiß
du sitzt vorm internet und die virologen sagen nichts nettes
sie sagen auch nichts böses
es gibt keinen grund sie zu hassen
aber ihr fehlt dieser blick von lisa stansfield
wenn sie spürt dass du einen song von ihr mitsingst

dir fallen millionen gründe ein die staubtücher auszutauschen
aber nicht einen um dass nicht zu tun
dir fallen tausend vergessene träume in den sumpf deiner vernunft
du glaubst den fakten mehr als deinem herz
sie weiß nicht was es ist
sie schaut aus dem fenster und sieht zwei die irgendwo zwischen
zwei fabriktoren stehen
sie haben alles aufgemacht
für eine nacht
sie möchte gerne applaus spenden
aber selbst das haben sie ihr abgewöhnt
die vernünftigen

sie saßen dort
dort auf einer bank

die anzahl der bänke
sie ging unter die haut

er erzählte gerne wie es war
wie war es denn hatte sie gefragt
und er
am hafen dort wo die kastanien drehen

was hatte sie da gefragt
sie zweifelte

im geräusch eines tiefkühlhauses
stimmte er ihr zu

sie gingen los
sie hatten es eilig

sie sollten einen mord aufdecken

jemand hatte jemand auf den mond gejagt und
der war nun weg

wer könnte es sein, fragte sie
na du, sagte er

da alles fragen keinen sinn mehr hatte
legten sie sich in das gewürzgurkenglas

wie schön das ist, sagte er
ja, murmelte sie
wir belügen unsere zähne

es regnet sich ein
die männer von der müllabfuhr nehmen alles mit
die geräusche dazu
sind albern
verschwinden wieder
die fenster sind geschlossen
die russen werden heute nicht kommen
irgendwo schreit ein baby
jemand der schon lange nicht mehr getanzt hat
jemand der dich lange nicht mehr ansah
auf blanken höhen
die spitzen schauen sie an
sie hätten lust teil ihrer traurigen geschichte zu werden
aber sie hat pfefferspray
sie hat pfefferspray jungs
wenn ihr euch nähert
wird es schreie geben
ihr trottel

vielleicht war es nach der ersten enttäuschung
dass sie den mantel nahm und ging
aber sie ging nicht sehr weit

er versuchte in allem eine anspielung zu sehen
das dämmerlicht blieb
sie blieb
auch er blieb und trotzdem
verlassen sie sich
jeden morgen
bevor der doktor hereinschneit und sagt
es wird regen geben

draußen öffnen sie die augen
blind wie als ob sie für die geschwindigkeit zahlen
mit der sie sich ansehen

wie enden geschichten
enden sie mit einem rostigen nagel
oder schreibt man alles auf
alles kann man aber nicht aufschreiben

staubige flecken an den besten stellen
jemand hat sich fallengelassen und sie
sie auch

adam legte den apfel zur seite
er hatte lust einen namen zu rufen
er hatte lust nichts zu rufen
nur der stille zu lauschen

eva dachte über eine regierungsumbildung nach
ihr blick klang wie der wandel von dem die zigarettenautomaten
reden würden
wenn man es ihnen beibrächte

jemand zog weit von sich weg und als er sich
an der nächsten ecke begegnete
lachte er bloß über seine schnörkellosen pläne und eilte davon

adam blies etwas in sein gedächtnis
etwas dass dort bleiben würde
etwas das ihm wichtig war verschwand

da lagen sie alle
all diese fallen die man am morgen aufstellen würde
fallen die vergessen machen was leben bedeutet

was bedeutet leben fragte eva sich
sie hatte die geschichte von hänsel und gretel gelesen und
immer an den abbiegungen hatte sie sich gefragt
ob er sich dort versteckt
um zu vergessen

er ging durchs fortschreitende alter
man sagte es ihm

er wusch mit handgepäck die seife
er sprach von den nerven wie von einer nationalität

er sagte
es gibt ein volk da pflanzt sich
durch nichtverpflanzung fort

er fegte die strassen vor dem wind
er rauchte heimlich aus der flasche

er bewegte sich kaum
lächelnd hob er ihr tuch auf

er legte sich in ihre augen
vergrub dort seine mütze

er hatte gar keine mütze
er war ein lügner

er las die stimmen aus dem radio
es wird immer schlimmer, dachte er und lachte