11
Sep
2021

blicke die sich treffen

blicke die wiederkommen
an irgendeinem tag
erinnerungen die sich auszahlen
irgendwann
irgendwann wirst du wieder alles verderben
kajüten voller sterne
augenworte die auf deinen wänden stehen
wände so tief
so tief wie eine ruine
eine ruine die nichts erzählt
die nichts erzählt und der alles gleichgültig ist
alles ist ihr gleichgültig
außer die blicke
wenn sie nur wiederkommen, denkt sie

Kinderarbeit für besseres Klima

(den Kindern in Kongo gewidmet)

diese welt ist schäbig
dumm und dreist

jeder weiß alles
jeder trägt so
ein technisches gerät
mit sich das alles weiß

aber was weiß es von dem blut der kinder
von dem spiel der kinder mit dem tod

kinderarbeit die vergessen wird so bald wir unsere geräte einschalten
uns
informationen suchen
andere als unmenschen bezeichnen
wenn sie nicht unsere meinung vertreten

den kindern aus dem kongo kann das nicht gefallen
aber wer hält ihre meinung fest
wer fragt sie
was ist es, das wir euer leid so gefasst hinnehmen

unser klima suchen wir zu retten
was hat das mit den kindern aus dem kongo zu tun
die für uns in das schweigen gehen
das wir runterladen und das wir vergessen müssen
damit wir uns nicht daran erinnern
wie schäbig wir sind

10
Sep
2021

Schweres Licht

er muss warten
er weiß worauf

steine bilden einen weg
einer kommt
zieht die schuhe aus
er setzt sich
es ist der von gestern

es muss der von gestern gewesen sein
denn der stein in seinem schuh
zwickt
er zwickt das gestern

es vergraben sich die strümpfe
es erzählen die schuhe
es ist ein sumpf

er wartet
er ist nicht allein
der stein bildet etwas verträumtes in seinem gesicht
eine dunkle vase die man nur mit versäumten füllen kann

Ave Maria

sie
gefunden
im
nichts
einer patronenhülse
sie öffnet das licht
zeigt
auf deine augen und
fragt
wohin

alles falsch

nichts wird mehr so sein wie davor
alles muss sich ändern
damit es anders werden soll

ein mann steht auf
er hat ein bier getrunken und
nun nimmt er das glas

er nimmt das glas
er trägt es in die wüste
wie weit es bis zur wüste ist denkt er

er denkt an die zukunft
an die sorgen die er hat
er denkt an die erste zeile

nichts wird mehr so sein wie es vorher war
in der wüste angekommen setzt er den satz aus
stellt das leere glas daneben

dann geht er nach hause
zuhause ist dort wo immer
ein glas fehlt

als er bemerkt dass ein glas fehlt
isst er eine gurke
wenn er gurken isst geht es besser

er war lange aus gewesen

es schien ihm als hätte sein zimmer offengestanden
es kam ihn vor als öffne er die türe ginge hinein und
war draußen
er stellte sich fragen
wer bist du
wo kommst du her
er setzte sich ohne sich zu setzen auf ein stück papier
er genoss diese ähnlichkeit
es war ein wahnsinn
tief war der und hob ihn auf
natürlich kam er sich abgestempelt vor
als sitze er in einem anrufbeantworter
halte alle gespräche von ihm fern
in der küche roch es
es roch nach alt gewordenen protestliedern
nur nicht nach suppe oder
einem schwierigen getränk
es gab ihm alles vor als wäre er nicht geboren und
trotzdem auf der welt
wie pflanzte er sich fort
er hatte es vergessen...
später zog er eine mundharmonika aus der nase
er fühlte sich kühl
beschwichtigt
es war ein narrativ, vollerungeduld
als ginge er über einen zebrastreifen als giraffe

9
Sep
2021

Borges und ich

beschenkt von so viel abgründen
der psalm
der
der nacht alles schenken kann

du bist verreist
ähnelst trotzdem
den worten die über dich hinwegsehen

ob ich begreife, fragt er
das offene fenster
die offenen augen ähneln

dem notizlosen eine notiz
ein fenster das nicht mehr erkennt
was ist das gedicht und wer borges

8
Sep
2021

Balance

der unschuldige erzählt den gitterstäben einen witz
er sucht das geräusch das gitterstäbe machen
wenn sie lachen

das unzählbare wird irgendwo gezählt
in die ferne blickt eine
sie hält die untertasse fest

der unschuldige empfängt den vergesslichen
der vergessliche sagt
ich erinnere mich an nichts mehr

ich erzähle mir geschichten sagt der unschuldige
in den geschichten bringe ich vier zauberer um
als man sie abholt
schaut man verlegen
denn man hat nur drei särge mitgebracht

ich komme nach sagt der vierte tote zauberer freundlich

Lass doch den Kopf nicht hängen

jedesmal wenn es wieder nach pfeffertränen duftet
dachte er
sie ist weit gereist
sie steht am bahnhof
sie wartet
aber sie weiß nicht
dass ich es bin
der am bahnhof steht
wartet
dass sie
das fenster öffnet
etwas hinauswirft

jedesmal fängt er an von seinem großvater zu erzählen
sein vater, denkt er, hat alles billig in kauf genommen
auf dem boden rutschte er hin und her
als das bild des führers verschwand

als hätte es ihn nie gegeben
als werfe man mit lautlosen schritten

ein vogel namens vergessen schwindelt ihn an
die rauchbaren schornsteine blasen menschen
in das gesicht des alten
er sucht einen lappen
damit man ihn nicht lächeln sieht

nicht gut

schreib mal ein gedicht über
diese zeit
erinnere dich wie du die milchkanne
in die luft warfst
der mond fing sie
schenkte sich ein
füllte sie mit staub
gab sie zurück

zwei ferne truppen stieben gegen die brandung
du bist träge
willst verwahrlosen
du hältst die waffe in deine richtung
kein stück weiter rufst du dir zu
sonst drück ich ab

die gräber
die namen darauf
das geburtsdatum lächelt dich an
der todestag begreift nicht

fragen nach vergeblichen

wie lange
fragte er sich
hat es gedauert
bis ich erkannte
wie schnee schmeckt
wenn man vergisst

ein obdachloser kratzt sein letztes lächeln zusammen
draußen brannte der goldene schnaps

ein barfüssiger stolpert
ein kronkorken fällt hinab

in den städten war was
massagebänke lächelten

morgen sagte er
morgen werden wir wie sie sein

Weitsehen

er denkt an die frau
damals als alles
anders war
selbst in den romanen und skizzen
die von den romanmetzgern hergestellt wurden war davon die rede das alles gestern sein wird
dass der morgen dich antreibt
irgendwann ein tisch
ein zwei menschen die man nicht kontrollieren kann
die sichtweise
was auch immer das sein sollte
war noch nicht eingeschränkt
kinder spielten unruhe
über tschernobyl wachte der tod
atomkraftwerke werden immer sicherer
desto länger sie dich anstrahlen
so müde die lippen
so viel sandkästenschärfe
ein blasser mond heisst dich abzuwarten
irgendwann vergeht die zeit
der rest nur noch verpackt
alles wird besser
wenn du nicht dran denkst

7
Sep
2021

von der entfernung

2000 wolken entfernt
liegst du
irgendwo dort
wo sie einen namen rufen
wo sie deinen namen rufen
aber du
du drehst dich nicht um
natürlich, du wankst
auf einem stück papier schreibst ein ausrufezeichen
wie weit
2000 wolken entfernt
sitzt du
brennst schnaps in deine seele
der alte seelenschnaps
aber du
du drehst dich nicht um
wankst
natürlich
du wankst und gehst in den nächsten traum
2000 wolken entfernt
liegt eine frau neben einem mann
der mann denkt
wahrscheinlich verlangt sie zu viel wenn ich erwache
natürlich
sie ruft einen gemeinsamen himmel
sie wankt
hält die offenen fenster geschlossen und ist kurz
bevor sie erwacht schon nicht mehr da

David Bowie Gedicht

ein gedicht
schnell geschrieben
rasch verwandelt es sich in einen sack kartoffeln
schnell ist es
zeilt davon
metaphert ohne luft zu holen
dabei sind wir alle schreibenden so erbärmlich
zu viel lücken
zu wenig strahlendes
weißt du noch
als du diesen computer eingeschaltet hast und
irgendjemand schrieb im internet
bowie ist tot und du dachtest
wenn du ihn nur rasch ausschaltest und
diese platte auflegst und
irgendwer (vielleicht du)
sitzt im kino um diesen film zu sehen und ja
du fragst dich
gibt es leben auf dem mars und wenn es leben gibt
wie kann dann bowie sterben

Film

er hat spucke gekauft
mit der spucke bleibt ihm die spucke weg
er fragt sich wie man sich nur immer in frage stellen kann
wer weiß, vielleicht sucht er antworten
antworten auf alles
ein wunder geschieht
jemand der schon lange nicht mehr gelächelt hat
öffnet seine brotdose und lächelt

der film wurde müde
die handlung legte sich auf ein falsches stück papier
ich bring das in ordnung sagte sie
er sah zu ihr hin, als wäre das eine sache
er dachte, in ihr wächst der schnee für den nächsten winter auf

er versuchte alles zusammenzufassen
weiß nicht ob sie interessant an mir ist
ich sollte sie danach fragen
nein
er fragte sie nicht
es blutströmte aus ihm hinaus und
kehrte doch wieder zurück

manchmal, dachte er, steht man auf den bahnhof einer kleinen stadt
alles sind zum abschied bereit
niemand der einem festhält
nur sie steht da
mit ringelsocken in der nähe und einem hauch erotische suppe im mund
gibst du mir deine adresse fragt sie und denkt
was
wenn er ohne obdach ist

müd

spiel nicht mehr mit puppen
trinke keinen obstler mehr
tanze nicht mehr gegen das tanzverbot
reibe die innenfläche meiner augen in
deine stimme
stimme mit mir darüber ein
dass nichts mehr übereinstimmt
die fliegenden phrasen
die alten freundlichen dienstmützen
uns erinnert der staub an die alten tränen
die wir eins gerührt geweint
als wir auf den dächern der stadt saßen und
uns kein lied einfallen wollte
dass wir uns verbieten könnten

6
Sep
2021

Neid

ich bin neidisch auf deine unterwäsch sagt er ihr
im monat oktober
wenn es nach kälte duftet
wenn man nichts weiß
wenn man denkt
wenn man spürt dass man denkt
wenn man so viel denkt dass man nicht weiß wohin
da klimpert etwas
etwas das morgen aufhören könnte zu klimpern
eine drehorgel oder ein gespinst
ein gespinst dass zum fenster hinausgähnt
so weit
so gut
zucker und koriander sagt er
ich stell mir manchmal vor wir wären fliesen
fliesen die von den fliesenlegern vergessen worden sind
so weit
so gut
es ist als spreche eine wand mit der anderen
ein farbstoff
ein streit
eine weite reise zur nahegelegenen uniform
du bist was du bist
ich bin
wer weiß was daraus wird
wer weiß wann man sich irrt
so viel geschieht
so viel nicht
die erde eine schaltasche
geschnittene schmerzen die wehtun
wenn man sie vermisst

Nichts brennt mehr an

niemand
niemand am fenster
keine gleise
kein langes stehen vor roten ampeln
lichter nur
fluten
ein gesicht oder zwei
zwei die einander ansehen
begreifen
es wäre zu gehen besser
es wäre was es ist
er ist müde
sie redet davon
wovon?
von den sternen
von der rückkehr
von niemandes niemand
vor der fahnenflucht
in all den jahren
die alte zeit
sie raubt uns die ewigkeit
mit ihrem vergehen

Beckett sagt sie,,,

und meint steine und jagt
steinen hinterher und flieht
vor steinen
immer wieder
immer gleich bewegend
die mütze voran
schiebt sie die worte in die rille
in welche rille

es floriert
es taxiert
es zeigt sich dass sie die augen schliessen muss
wenn die dunkelheit ihr gefällt
es zeigt sich dass ihr das wort hausdurchsuchung ins haar fällt

sie trinkt einen tee im stehen
es ist spät
sie steht vor der haltestelle
wartet auf niemanden
dann steigt sie ein und verpasst den bus ganz knapp

5
Sep
2021

Gedicht des Jahres

sabine wechselt das t.-shirt
sofie opfert ihre tränen
max sagt dass er verschimmelte schokolade mag
bert hat einen bart und
tina weiß nicht was ein gedicht tun kann in zeiten in denen man nichts anderes tun kann als zu weinen

niemand steht gegen die mauer gelehnt,
die zigarette zur hälfte geraucht
die antworten werden von der strasse weggefegt
noch ehe man fragen stellen kann

unter dem donner dieser welt
kann niemand die zeit wecken
unter dem gehämmer von phrasen
liegen ein paar weisheitszähne

der himmel beutet niemanden aus
die zeit zerreibt dich
max hat davon erzählt
pauline hatte er getroffen

er wollte so gerne mit ihr ins kino und
hinterher ins bett und dann wären sie
zusammen

aber pauline geht nicht mit leuten ins bett
die nur davon reden mit ihr ins bett zu gehen
sie geht nur mit leuten ins bett
die sie überraschen
die neugierig sind
die phrasen dreschen und wissen dass sie phrasen dreschen

gut, das gedicht geht zu ende
es war sicher nicht das gedicht des jahres
aber welches war besser
zeigt es her

4
Sep
2021

b

b hat sich sattgesehen an seiner sprache
er möchte heimlich in die eigene suppe spucken und
sich dann beschweren
er möchte kläger und ankläger gleichzeitig sein
er denkt an die großen worte die ihm davonflogen
einst stand er neben dem besten torwart der welt
schaute auf dessen hände
einst saß er neben mirelle und atmete ihren genuss ein
einst lud er die alte socken zum versteck spielen ein
allein
er konnte nichts mehr davon finden
nur die sehnsucht brieftauben zu befreien
das verraten zu verraten
die vergessen wurden daran zu erinnern wie
wichtig sie waren
nicht in die suppe zu spucken
sich daran zu erinnern wie leblos er vor petra stand
wie lebendig er war
nachdem er sie in anderen gesichtern suchte
das alles schien aus seinen händen zu fallen
doch wohin fiel es
wohin rutscht ein name wenn man ihn aus den augen verlor
b suchte keine antworten
antworten waren für die anderen, die am morgen erwachten und über das vergessen lachen konnten

elke erzählt

wir laufen vor uns weg
sagt er
ist doch so oder
er springt über pfützen
ich bleibe mitten drin
ich geniesse die aussicht von dort
man sieht nichts
nichts was man erkennen muss
schon gar nicht erkenne ich uns darin
wir existieren nicht
das ist das beste
wir können feste feiern ohne dass wir jemanden einladen müssen
wir müssen nicht einmal uns einladen
wir können einfach so draußen stehen und zu unserer wohnung sehen
wenn wir eine hätten, sagte er und schüttelt den kopf
du bist keine mit der man zusammenlebt
du bist eine von der man träumt und dieser traum trennt uns

erst gestern, sagte ich, hatte ich ein gefühl und ich dachte
wenn du jetzt da wärst könnte ich dich damit meinen
was kann ich dafür dass du nicht da warst
das ist niemand schuld
nein, sagt er, red nicht weiter
es führt zu nichts
wir wissen wie dumm es ist
wir drehen solange an unseren spiegeln
bis wir den gesichtern einigermaßen ähnlich werden

was rufen wir uns zu
nachts
wenn die anderen sich pillen einwerfen um irgendwie klar zu kommen
wir
fallen nie über uns her
wir sind halt müde, sagte ich
nur um irgendetwas zu sagen

ich rutschte in abgründe
ich ging zwischen den linien
ich dachte, wenn es grundsätze gäbe haben sie nichts mit mir zu tun...

ich erkenne dich, dachte ich, du bist der hungrige junge der früher kaugummiautomaten aufbrach
an den wänden klebte der rest des aufgebrochenen
eine notiz
ein kurzes stammeln
als wäre es verboten etwas verbotenes zu tun

an der nächste ecke traf ich ihn
er sah so harmlos aus
er ging an mir vorrüber
so also sehen begegnungen aus, dachte ich
wenn man sich trennen will

der feminismus ist nicht gut zum bier

da geht sie
öffnet die türe
sagt
es wird einen wetterumschwung geben

ihre augen schaut er an
fragt sie
ob sie an die zahnschmerztabletten gedacht hat

er lacht vor schmerz
der schmerz scherzt
er scherzt mit seinem linken backenzahn

ich bin feminstin sagt sie nicht
sie sagt es nicht
weil man es merkt

schon seit tagen trennt sie weder
auge noch stirn
weder berührung noch die eigene haut

sie essen was zu essen ist
sie werfen mit sitzkissenaufeinander
nur eines mag er nicht
das mag er nicht an ihr
warum mögt ihr feminstinnen kein bier

Kafkas Nachttischlampe

blaubärtige kaninchen
tropfen zu den gräsern
die
sie so haben wollen

ein dunkler satz
inmitten von teigrollen
die frau
die auch mutter sein könnte
bereitet im traum
das nächste gericht vor

eine berührung die irgendwohin verschwindet
ehrliche hände die sich mit der lüge einig sind
während
nachts die fische nach den angeln greifen
mit denen sie sich ein neues leben erschwindeln
nachts schlafen die augen der dichter
selbst wenn sie noch brennen

es brennen die tränen fest in die türme
der spinnenhaften dichter
es sind die toten die vergessen
es sind die stummen die über uns reden
über uns
die wir nichts tun außer zu fliehen
vor dem gedanken
die nacht anders zu verbringen
als im hellen schatten einer zeile
die es niemals schaffen vor dem abgrund zu bestehen
schreiben sie auf
die es schaffen
haben den abgrund bereits erreicht
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Zuletzt aktualisiert: 5. Jul, 01:30

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