ich war schon lange nicht mehr im dorf gewesen
nun saß ich im zug und fragte mich
wie ich an die geldbörse herankommen könnte
mit der
der clown vor mir ständig herumspielt
bestimmt hatte er sie selber gestohlen
ich blickte ihn an
ich sagte
ich hab mal einen soldatenhelm gefunden
der sah so ähnlich aus wie sie
er blickte hinab
hinab in die zukunft
das konnte ich deutlich sehen
hunde und berge setzten sich ab
ein grüner wanderte mit einem plakat
von einem wahllokal zum anderen
ich schrieb einen brief an meinen ehemann
lieber ehemann, schrieb ich
ich bin spontan ins dorf gefahren
ein paar taube ohren anschreien
sie verbiegen
in die luft schauen
in den geruch von schweiss und sanfter musik fliehen
geniessen
wie sie mich anschauen
wenn wir es unter den tischen treiben
wie lange ist das her
das vollmond war und deine haut
nach lakritze schmeckte
wir vögelten ohne dass wir es geschlechtsverkehr nannten
wir stiessen einander an und wurden ganz trunken
ein paar hilfspolizisten klopften bei uns an
sie hatten das leise fliehen von geräuschen gehört und
dachten
das sehen wir mal nach
geben sie mir die geldbörse sagte ich dem mann
sie gehört doch gar nicht ihnen
ich hielt sie schwerelos in den händen
warf sie in die luft und bei gemünden
stieg ich aus und summte ein lied
dass ich vergraben würde
in der nacht
mein lieber ehemann.
ich hab mit diesem spanier
gesprochen
er riecht so gut
er sieht aus wie ich dich
mir immer vorgestellt habe
er ist weißbinder und
wenn er schweigt verfärben sich die worte
umkreisen die gespräche der anderen
die vor einem stuhl stehen
der jede bedeutung verloren hat
Der Wasserhahn - 19. Sep, 16:58
es war ein historischer tag
denn ich hatte ja gesagt
er nahm meine hand in seine und
schien sie dort zu vermessen
ich schaute ihn an
fragte mich
an was er wohl nicht dachte
an die olympischen spiele in sapporo
an winchester
an die vielen denkmäler mit unbekannten soldaten
an die neue art hallo zu sagen, mochte er wohl auch nicht denken
er strich mir übers haar
so wie es nur tiefseetaucher tun können
er trug feste arbeitshandschuhe
stolz zeigte er mir seinen impfpass
er sah mich an und sagte
und jetzt du
Der Wasserhahn - 19. Sep, 16:15
ich schreibe
du bleibst
ich schreibe
du bleibst
draußen bleiben
schreiben bleiben
ich gehe
du gehst
du drehst deinen schatten zu mir
du sammelst postkarten die du nicht schreiben wirst
ein vogel auf einem käfig
das sieht immer nach riesenspaß aus
du öffnest das fenster
du kommst herein
deine augen tragen die farbe des offenen fensters
ich bleibe allein
Der Wasserhahn - 19. Sep, 11:08
er mochte diese schulranzending
ich meine, er spitzte bleistifte davor
erzählte wie er früher beinah den klassensprecher
verprügelt hätte
weil er klassensprecher nicht leiden konnte
heute legte er den arm um mein lieblingsshirt
er streichelte es
bis ganz tief unten
ich mag es wenn er von seiner pistolensammlung redet
ich fragte ihn, hast
du schon mal auf eine/n geschossen
natürlich, sagte er
ich schiess auf alle die eine abkürzung suchen
er lachte
cool
er war standfest
ich stellte ihn mir mit einem wachturmheft
vor einem wasserstandsmelder vor
weißt du dass ich noch nie, sagte er
du weißt schon
ich knabberte an einem knäckebrot
er hielt eine tennissschläger in der hand
wäre es ein tennisschlager wäre es etwas ganz
anderes
er nickte
er gab mir recht
ich zog die stiefel aus
was ist, fragte ich
öffne das fenster sagte er
ich sah ihn an
bist du sicher, fragte ich
ich bin es
ich öffnete es
er sprang hinaus
ein kugelschreiber blieb in der luft
er saß unten
trank mit cindy einen kaffee
du bist nett, sagte sie
ich weiß, sagte er
Der Wasserhahn - 19. Sep, 07:07
du möchtest den jungen von nebenan hören
wie er sich fürchtet
wie er sich vor dem eigenen abschiedsbrief fürchtet
du hörst ihn atmen
du hörst wie er die suppe erkennt
wie er die suppe in seinem mund erkennt und
wie er schlürft das erkennst du auch
du dachtest du wärst darüber weg
du hast das shirt angezogen und den rest und
hast ihm gesagt
dass er gehen soll
das fenster stand offen
es roch nach alten apfelschalen
nach gehilfen und toastern die mit
sich sprachen und überhaupt mit nichts
einverstanden waren
dein vater, ein alkoholiker wie er in
den sachbüchern stand
öffnete die augen
er griff nach einer flasche
er griff nach dem ersten durst
er dachte
ich klopf mal bei ihr an
es klopfte und du dachtest dass das klopfen nicht mehr endet
du hattest große lust dich aus dem zimmer zu schleichen
die tropfen zu erkennen die unter deinen augen weiterschliefen
dir brannte das genick
es war
als hättet ihr es das erste mal getan
das fenster stand offen
wie auf einem sprung
der vater schrie nach schnaps
aber der schnaps hörte nicht hin
es roch alten nächten
nach populären pistolen
nach vergrabenen
nach ideen die man sich zusammenspann
die nichts miteinander zu tun hatten
er dachte, es geht vorbei, sie hat
mich schon vergessen
aber du hast ihn nicht vergesssen
du erinnerst dich nur nicht mehr an ihn
nicht mehr an das rasiermesser unter den achseln
den verbrecherblick
den blick eines königes der verraten wurde von den eigenen leuten
jemand flog aus der türe
jemand kam herein
schnaps sagte der vater der vor ihm stand
während du bereits geschichte warst
geschichte die sich entfernt
geschichte die sich wiederspiegelt in fremden augen
in anderen plänen
die nichts mehr zu tun haben mit dir gehen an dir vorbei
du möchtest ihn zulächeln
du möchtest sie fragen
wohin so ein abschied geht
wenn er geht
während er sich die schuhe ansieht
die lippen aneinanderpresst
mit den schuhen wird er gleich draußen sein
das war gestern vor mehr als fünfundvierzig jahren
er ging schnaps für den vater holen
er wird die halbe flasche selbst austrinken und
wasser reinschütten
er wird an dich denken
so wie man an alles denken kann was einem nicht mehr betrifft
Der Wasserhahn - 19. Sep, 01:25
klaus liebt klaus
aber klaus kann
klaus nicht lieben
warum kann klaus
nicht klaus lieben
hat klaus was gegen klaus
nein
klaus liebt klaus aber
er kann ihn nicht lieben
er kann ihn nicht lieben
weil er sich zum verwechseln
ähnlich ist
auch der name
schaut nur, ruft er den
anderen zu
die den hut heben und
weiterziehen
oder stehenbleiben,
er heisst ja wie ich oder
ich wie er
was war zuerst fragt klaus
der name oder die liebe
der name sagt klaus
er weiß
etwas ist falsch an dieser
antwort
aber er kann nicht
er kann keinen lieben
der wie er heisst
lass dir wenigstens einen bart wachsen
oder sag
dass du zu den alten terroristen gehörst
jene
die man schon lange nicht mehr sucht
sag
du heisst nur klaus weil du
genauso gut rene heissen könntest
ja sagt klaus
das wäre möglich
es wäre möglich sagt klaus
das wir beide uns rene nennen
Der Wasserhahn - 18. Sep, 15:21
Elke erzählt
nach dem umsturz war es anders
die lieder klangen als gingen rauschende bärte an dir vorbei
in den betten wurde gestolpert
jemand der alles barfuss machen wollte zog sich socken an
es war vernünftig an die unvernunft zu denken
wir hatten schafskäse gesagt und schon lag er vor uns
wir schnitten die brote aus den käfigen
jemand kam zu besuch
er trauerte den millionen hinterher die er nicht hatte
jemand sagte
zieh dich aus
das fenster stand offen
die steuersünder saßen auf den fensterbänken
ein kanarienvogel hatte sex
ich fragte mich wer zuerst eine zahl genannt hatte
eine brandung
eine grüne glatte fläche
auf die legte ich mich
jemand rief einen namen
das war nach dem umsturz
nach dem umsturz war alles anders
wir blieben lange liegen
die sonne betrachtete uns
die borgs weigerten sich uns zu assimilieren
wir hatten ein gefühl
als wäre es niemals genug
Der Wasserhahn - 18. Sep, 09:07
(4)
die schwimmer griffen ihn an
mit langen dolchen
durchsichtigen säbeln
mit messern die bis ans ende der welt reichten
sie drohten den nichtschwimmen
wir
vergessen euch
sie lachten
sie hatten eimerweise meerwasser dabei
flieht nicht riefen sie
es wird tief, hörte man sie schreien
wutentbrannt lag die stimmung am boden
es gab kein ringen und kein fragen mehr
die kanäle belogen sie
die umsicht verschwand
wer nun nicht mehr schwimmen konnte
lag in den seilen
träumte vom sand im getriebe
träumte den alten fiebertraum
zuerst hatte er den eindruck er müsste dulden
dann wehrte er sich und schließlich bekam er einen schreck
er war der boshafteste von allen im traum und
er konnte schwimmen
Der Wasserhahn - 17. Sep, 14:00
(3)
er erinnerte sich, neulich bin ich weit rausgeschwommen
ich war traurig und wenn ich traurig bin
muss ich schwimmen
was tut der nichtschwimmer, dachte der
schwimmer, wenn er schwimmen muss, wenn
er schwimmen muss wenn er traurig ist oder
ist er nicht traurig, weil er ja nicht
schwimmen kann.
ist es besser etwas nicht zu können.
er zweifelte.
er sah zum mond, wenn er schwamm nahm er
den mond anders wahr, er war ihm näher
aber hatte er das ufer erreicht
war er weit und alt wie immer.
er verstand warum er nicht verstand, er
musste verstehen um zu verstehen, sonst
würde er es nicht begreifen, er musste es begreifen, es
war wichtig es zu begreifen.
es musste diese unterschiede geben. er der schwimmer begriff,
der nichtschwimmer begriff nicht.
das waren fakten, danach musste er leben, selbst wenn er
verschwand, selbst wenn er eines tages starb, musste er begreifen.
der tod macht uns alle zu nichtschwimmern, dachte er, er
erschrak, er wollte diesen satz nicht denken, er machte sich
vorwürfe, er war traurig, er schwamm in irgendeine richtung die
er wegblasen würde sobald er sie fand
Der Wasserhahn - 17. Sep, 13:08
(2)
es kam ihn verdächtig vor
dass die nässe
wenn sie richtig nass war
richtige nässe war
er tropfte gerne
er schnitt die augen ab
er sah zu seinem ewigen geschlechtsteil
er musste lachen
er dachte an das frühstück mit christine
sie war dichterin
sie dichtete
sie wollte die nacht fotografieren in der
alles verloren ging
sie hatte keinen fotoapperat
sie hatte nicht einmal lust fotos zu machen
ihre fotos passten in keinen rahmen
sie hieß christine
sie war dichterin
sie schwamm von einem ende zum anderen
sie empfing ihn mit rosenschleierduft
sie war nackt
nackt wie eine uniform
sie versteckte sich in ihrer nacktheit
daran dachte er
während er sei geschlechtsteil ansah
geschlechtsteil klingt komisch, dachte er und
lachte nicht mehr
Der Wasserhahn - 17. Sep, 12:52
(1)
die anderen rieten dem schwimmer ab
denk an das wasser sagten sie
sie schenkten ihm weichkäse
und schokolade mit pistaziengeruch
sie sammelten pfandflaschen für ihn
allein
es nutzte nichts
er ging zu ihm hinan
er wohnte in der nichtschwimmerstrasse
ganz unten
dort
wo ma wirklich nicht an das gewässer dachte
an den fluss
an das meer
hinter seinem fenster sah er gar nicht traurig aus
er konnte nichts sehen
nur dunkelheit
aber es kam ihn vor
wie eine tiefe helle dunkelheit
der schwimmer klingelte
der nichtschwimmer öffnete die türe
da bin ich rief der schwimmer
da bist du rief der nichtschwimmer
wusstest du dass ich eine tochter habe, sagte der nichtschwimmer
der schwimmer schüttelte den kopf
es gab keine töchterlichen nichtschwimmer
es gab gesetze und die waren klug
es gab nächte und die waren voller fakten
warum lernst du nicht schwimmen, fragte ihn der schwimmer erbost
du fängst wieder an, sagte der nichtschwimmer
ich lerne nicht schwimmen weil ich keine bewegungen
machen kann
würdest du es lieber sehen wenn ich es versuche und ertrinke
du ertrinkst nicht, sagte der schwimmer
er sah auf die geborgten getränke
auf die harten schalen einer kartoffel die auf dem boden lagen
er lachte kurz
dann sagte er
du hast es gut hier
was dir aber fehlt ist der blick für den nächsten
der nichtschwimmer schaute ihn fragend an
der schwimmer nickte, er sagte, hier, du liest
camus
ausgerechnet du
du kannst nicht schwimmen
aber du liest camus warum
ich mag ihn gerne lesen, sagte der nichtschwimmer
die dächer über ihnen rosteten langsam ein
irgendeine frau stand an der brücke
bald würde sie springen
aber da war der schwimmer schon vorbeigegangen
Der Wasserhahn - 17. Sep, 10:07
und dann, pflegte er zu sagen
dann kehrt der schmerz zurück
aber nie an dieselbe stelle
nein
er packt sich eine andere
er ist neugierig
es ist wie ein morgen der zufälle
du rutschst aus und fängst dir etwas ein
du schreitest an deinem ziemlich
kleinen balkon herum und starrst
in die andere wohnungen
oder
du fährst mit dem rad nach oben
dort wo du als kind so oft nach unten fuhrst
wie oft hattest du damals gedacht
ich muss nicht nach unten fahren
ich kann auch stehenbleiben
der morgen vergräbt alle gewesenen landschaften hinter sich
er bringt dir die nacht nicht mehr zurück in der dir die zahlen
vorkamen wie ein strenges gebäude
immer wenn du einlass forderst
sagten sie
die zahlen stimmen nicht mit dir überein
Der Wasserhahn - 17. Sep, 07:21
vielleicht dass ich zu tief in die ferne blickte
wasser und brot peitschten umher
ihre schreie lagen in der luft
am boden und sonstwo
wo
die nichtschwimmer nicht hinkamen
da tauchten die schwimmer auf
es war ein unendlicher kampf den
keiner begann
alle vergessenen wurden eingeschlossen
alle verlassenen standen herum
sahen sich an
die zeit wurde knapp
sie war nicht zu fassen und doch
erkannte man sie
man erkannte sie an den verlassenen
die man vergessen würde
würde man sie vergessen
lagen sie in unsicheren ketten
am strassenrand
das leben war weit
weiter als jener zug
jener zug von dem man nichts wusste
vor dem man floh
man floh immer ins ungewisse und hörte von dort
jenen zug
namen rufen
Der Wasserhahn - 17. Sep, 07:15
jede nacht den selben traum
ich komme bei ihr an
wir küssen uns
fahren mit der strassenbahn zu ihr und
verteidigen unsere schritte nicht mehr
dabei hätte ich es anders tun müssen
schon auf der bahnfahrt
musste ich nicht so sitzen
so entgegen jeglicher richtungen
ich hätte die anwesenden mit spässen unterhalten sollen
wenn auch bloß im inneren
schliesslich hätte ich sie gesehen
wie sie am bahnsteig auf jemanden wartet
ich hätte aussteigen
zu ihr hin sollen
ihre mütze in eine andere richtung drehen und
dann wieder weg
das war meine aufgabe
das ist die aufgabe die ich habe
ich bin mützenherumdreher für frauen
ich beneide mich nicht um diese erkenntnis
sie kommt viel zu spät und es ist ja alles nutzlos
heute tragen die frauen keine mützen mehr und
wenn bestimmen die selbst die richtung
wohin sie sich drehen und hier meine ich
die mützen
die sie trug war leicht herumzudrehen
herumdrehen und wieder gehen
das wäre gut gewesen
ich hab es nicht getan und deshalb träume ich
jede nacht
ich irre durch die gegend und suche mützen die
ihr ähnlich sind
ich steige aus und wir umarmen uns
ich sage mir im traum
ich umarme nicht sie, sondern ihre mütze
aber nein
das ist gelogen
der traum hängt schief
er sucht eine betrachtung die mich erwachen lässt und
erst als ich daran denke
das wir uns nicht mehr begegnen
erinnere ich mich
dass es eigentlich ganz schön war
ohne uns
Der Wasserhahn - 17. Sep, 06:59
schon wieder ein gedicht, sagt er
er sitzt auf der bank
hinter ihm ein paar bäume die
den herbst einreisen lassen
einfach so
nur so, denkt er, schreib ich
ein gedicht nach dem anderen
ich könnte auch keines schreiben
es wäre dasselbe
schmutzige fenster in seinen sprechenden augen
etwas hallt wider
leistet widerstand
widerstand gegen was
man kriegt alles abgenommen
die drahtzäune sind wie fliessendes wasser
in diesen kopf angekommen
die wiesen vergessen
die nacht versäumen
von dunkelheiten träumen
von dem ewigen streit der rasenmäher
vom verlassen der gebeugten
bleiben immer nur die gebeugten übrig
was geht
wohin stehst du
warum erinnert er sich
er hat doch den faden verloren
hinter ihm staunen die bäume
die bank sitzt da und wartet
auf eine idee
Der Wasserhahn - 17. Sep, 01:49
ihre kerzen brannten
davon
sie lösten sich
entfernten sich
sie gingen zu
politischen
veranstaltungen
lernten sich trennen
gaben vor
sie erinnerten sich
sie lagen nebeneinander
in den geschichten
von den kindern am bahnhof zoo
waren sie die
die nicht vorkamen
sie brannten darauf
nicht mehr zu brennen
sich zu suchen und
sich niemals zu finden
sie lagen in den glaskugeln der wahrsager
sie suchten verwandte in den erinnerungen
sie kauften teppiche damit sie sich sagen konnten
wir haben uns einmal getroffen, weißt du noch
es war dienstags
die cafe waren nur für die überflüssigen
geschlossen und wir standen davor und
wollten hinein
Der Wasserhahn - 17. Sep, 01:33
es war zwölf uhr mittags
die halunken kamen näher
sie waren sich ihrer sache sicher
so stand es im drehbuch
im drehbuch stand
sie waren sich ihrer sache ziemlich sicher
aber dann schoss grace kelly auf sie und
sie hoben die stirn
fragten sich kurz
ob das im drehbuch so stand
es stand da so und so
fielen sie um
so wie männer umfallen wenn ein schuss
fällt
von dem sie später noch reden werden
später
wenn sie das feld längst verlassen
und weiter reiten
in irgendeine andere ungewisse vergangenheit
Der Wasserhahn - 16. Sep, 08:10
wir waren froh dass er da war
wir stellten fragen
wir hatten gerne etwas zu ihm gesagt
dass nicht nach einer frage klang
er blickte immer zu
zu den fischen draußen
er konnte sie nicht sehen
je weniger er sie sah dachten wir
desto näher kommen sie ihm vor
wir sprachen nicht mehr
auch nicht über das alte eisenwerk
dass sie demnächst abgerissen hatten
sie reissen alles ab, dachte er
es war so
wir wussten was er dachte
es kam uns gar nicht seltsam vor
schließlich übernachtete bei uns
am morgen schluckte er zwei hustenbonbons
dann war er weg
er hatte uns nichts gestohlen
warum hatte er das getan
Der Wasserhahn - 15. Sep, 20:21
"Zufälle sind niemals Zufälle" Aus Lost Highway von David Lynch
weißt du was ich denke
was denkst du
ich denke wir stehen am anfang
denkst du das
ich weiß nicht
ich denke nicht
was denkst du
ich weiß nicht
du weißt nicht was du denkst
du denkst?
Ich habe es probiert, es war nicht gut
denkst du
ich denke, wenn wir bissige hunde wären, so richtig bissig, aber man weiß es nicht, jeder geht in unsere nähe, jeder denkt, wir wären hunde, einfach nur hunde, vom nächsten biss weit entfernt.
ich glaub du redest mist.
ich glaube, ich habe gedacht.
und was denkst du jetzt
ich denke, es ist immer so, wir suchen die graden stellen, aber dann geht es schief
Der Wasserhahn - 15. Sep, 14:05
gestern sah ich eine untertasse
gestern war gestern
heute sitzen sie
trinken kaffee
tragen sachen
halten sich an ihren koffern
reden als hätten sie noch nie geredet und
sagen ständig
wir müssen wieder gehen
bleiben aber sitzen und denken gar nicht ans stehen
Der Wasserhahn - 15. Sep, 09:54
so segnen wir uns also
da es sonst keiner tut
tragen die masken
wie hüte
laden uns zum tanzen ein
der wecker leuchtet
weil es sonst keiner tut
er hinterlässt
mut
aufrichtigkeit und eine menge zeit
gehen wir durch die nacht
da es sonst keiner tut
winkelförmig und mit den anderen allein
Der Wasserhahn - 15. Sep, 07:54
warten wir
und solange wir warten
staunen wir
staunen wir
wie lange wir warten
wir warten solange
bis das staunen
überflüssig wird
bis uns bärte
aus dem gesicht wachsen
bis wir von dingen reden
von dingen die wir erlebten
damals
als man uns noch erzählte
dass man leben konnte
ohne dass man darüber staunen und
warten musste
warten bis das staunen aufhörte
oder das leben
Der Wasserhahn - 14. Sep, 01:02
du suchst das weite in der nähe
die nähe während du wartest
ich bin hin und weg von den wörtern
die auf deiner handfläche liegen
was du suchst ist nicht die nähe eines murmelvereins
ist nicht der artige satz der hinter dir liegt
du erkennst in der nacht immer was der tag bedeuten kann
eine sekunde wie im flug
ein abgesang der notizen
du begleitest den hut mit seinen tränen schaust du in
deine zukunft
dich trägt der himmel spazieren
ein vergnügen ist es
wenn man vergessen kann
Der Wasserhahn - 13. Sep, 11:42
wie im film
jemand steht da und bekehrt deine zunge
belehrt deinen atem
sagt dir
wie du zu schreien
wann du zu weinen und wem die türe zu öffnen hast
wie im film sitzen wir auf zwei schränken
in zwei verschiedene handlungen
beissen uns an schusssicheren pistolen fest und
leisten widerstand
Der Wasserhahn - 13. Sep, 08:13
im dorf war nichts
katzen die junge bekamen
den regen ließ man liegen
der zwieback lag im käfig und
wartete darauf gefüttert zu werden
der vater trug sein bestes hemd
als er mit dem sohn
in den knast ging
im dorf sonst nichts
ein paar butterblumen in der landschaft
sofie die von der liebe redete
mitunter so oft dass man anfing sich vor ihr zu fürchten
Der Wasserhahn - 13. Sep, 06:30
jemand hat den schlüssel geraubt
ganz sicher
irgendein verrückter
hat ihn wegeworfen
vielleicht kommt es ja nicht drauf an,
vielleicht hat er das gedacht
sie stand lachend auf
draußen spielten giraffen soldatentot
sie setzte ein papier auf
was übrigens kein mensch mehr tut
sie versuchte das licht zu löschen
sie versuchte es wirklich
irgendwo stand eine ampel herum
verloren im paradies der nervösen
sie hielt sie auf
ihre hände
die sich senkten
die verschwinden wollten
die türen verschlungen
die teller so satt
jemand hatte
hänsel und gretel
für vermisst erklärt
später sprach sie mit dem toaster
über das schweigen der fertiggerichte
im radio sagten sie
das keiner mehr radio hörte
niemand sagte der toaster zu ihr
magst du mich noch
Der Wasserhahn - 13. Sep, 05:46
wir haben den kreis erreicht
wir sind was wir sind
wir sind gut
uns kann keiner was
wir argumentieren scharf
wir sind die guten
wir werfen unsere handys
nicht weg
ganz ratlos wären wir
wenn wir es täten
wir gönnen dem elektroauto
eine zukunft
wir sägen nicht an den schritten
derer
die eine welt schaffen
in der es möglich ist
das kinder am tag arbeiten gehen müssen
damit wir den ganzen tag im recht sind
wir sind der schaden
den man der welt zufügt
wir sind die guten
denen die ratlosen blicke der kinder aus dem kongo
nichts anhaben können
Der Wasserhahn - 13. Sep, 02:49
weißt du wie
wie du siehst
du siehst nicht mit den augen
du siehst mit den händen
weißt du wie man steht
wie man geht
mit den verlorenen händen
die alles sehen
was die anderen nicht benennen
nennst du einen namen
den keiner ruft
Der Wasserhahn - 12. Sep, 16:53
hände nur
begriffe
gesichter
torloses netz
niemand vergisst wenn dich niemand besucht
die einsamkeit
die laute einsamkeit
die brotpeitsche
du gehst mit denen voran
die nichts versäumen
die nur auf der welt sind
damit wir auf der welt sind
Der Wasserhahn - 12. Sep, 16:48
das gewohnte licht
die haarblume
der purzelbaum der füße
das brot
belegt von den anderen
stühle klammheimlich
zeitweise nichts
nur not der anderen
blindlinks die augen geschlossen
die vergebens warten
die vergeblich starren
Der Wasserhahn - 12. Sep, 16:43
die guten können
den zerbrechlichen nicht helfen
sie können ihnen sagen
es gibt so viel zerbrechliches
sie sagen
das leben kann ein scherbenhaufen sein
sie rufen
wir müssen die erde retten
sie rufen nicht
wir müssen den scherbenhaufen sichtbar machen
Der Wasserhahn - 12. Sep, 01:21