Ich sah dich gehen
immer auf dich zu
ich war sprachlos
weil ich nur ein paar war
wenig ist nicht viel, sagt man
sie sagen immer was
Hallo?
hier ist das alte stöhnen
vielleicht hast du es nicht bemerkt
aber es ist immer bei dir
es ist gemütlich früh morgens die alten fragen zu stellen
Ich war sprachlos oder ich benutzte
eine mir fremde Sprache
vielleicht liegen wir alle falsch mit uns
vielleicht sind wir uns nicht so fremd
Wir kennen unseren Weg einfach nicht
Ich habe gesehen, was du verlassen hast
damals
als der Herbst auf deinen Hut fiel
Ich möchte nicht Teil einer Geschichte sein
kein rest des programms, das keiner vermisst
es ist morgens so tröstlich so flach
mit der Geschwindigkeit von langsamen Sägen
also was ist hier los
du lebst deinen Schatten
dein Blut wächst in dir
du fliegst mit deinen augen um die welt
die welt ist ein eiliger vogel
der glaubt er könnte darüber sprechen
was ist hier los
hier bedient sich jeder selber
hier belügt man sich mit selbstgerechten wahrheiten
von einer sekunde auf die nächste
wirst du vom antifaschisten zum nazi
es ist alles beliebig
selbst der schatten eines massengrabes
wird von den rechthabern umgeworfen und
neu verhandelt
Der Wasserhahn - 14. Okt, 07:37
ich gehöre zu den
weißen
wenn ich etwas anklingeln lasse
wenn ich bestimme
es ist von bedeutung
die jahre ziehen dahin
wie darwins klage über das bett
ich trag bunte hüte
ich spiele klavier an der gitarre
ich bin besessen von diesem stuhl
ich sitze darauf und bestimme
was ich sage
wird gemacht
ich bin die mehrheit und ich bestimme
dass jede ausgrenzung zu unterlassen hat
das niemand
wegen seiner hautfarbe
seiner nationalität
seiner geschlechtlichen möglichkeit
verfolgt wird
niemand hat niemanden zu verfolgen
meine stimme ist die leichte brüchige
stimme eines nicht zu hörenden
ich bin mehrheitlich aber
es hört keiner auf mich
Der Wasserhahn - 14. Okt, 02:55
ich begann mit der landschaft zu reden
jemand zeichnete sie
das ist sehr schlecht sprach ich im ton einer pflaumenfarbigen zittererbse
wer bist du, fragte der waldorfschüler
der experte war auf seinem gebiet
im treppenflur ein treppenwitz
hinter den stufen ein unentdecktes scharfes wort
ein vergessener brief
worte wie socken die an terroristen erinnern
immer haben sie es eilig, sagt sie und
sieht aus wie gudrun ensslin ausgesehen hätte
wenn sie ausgesehen hätte wie sie die
aussah wie gudrun ensslin ausgesehen hätte
wenn sie ausgesehen hätte wie sie
die ausgesehen hätte wie gudrun ensslin
wenn gudrun ensslin ausgesehen hätte wie sie
die ausgesehen hätte wie sie
wenn sie nicht ausgesehen hätte wie gudrun ensslin
ein fabrikarbeiter stoppte diese schöne überlegung
er stand vor ihr und sagte
ich habe meinen bleistift verloren
meinen letzten bleistift, sagte er zu ihr
die aussah wie gudrun ensslin wenn gudrun ensslin
ausgesehen hätte wie sie
der strom wird enger
die energie nimmt ab
jemand hebt eine hutschachtel hoch
doch da ist nichts
was ist nichts?
nichts ist nichts ist dünn
wie der schaum den man sich vor dem bart hängt
manch gespiel
manch getös
manchmal nur dasitzen und hoffen
aber was
sie schaut in den spiegel und findet
dass sie gudrun ensslin viel ähnlicher ist
als sich selbst
wer ist dieses sich selbst
wann erfährt man dass man immer die andere/der andere ist
sie berührt die nähe einer alten betrachtung
irgendwo singt einer ein lied
gudrun ensslin sagt sie leise
aber eine ähnlichkeit mit dem gesagten stellt sich ein
ich bin verwandt mit allen schreibfehlern
mit den hellsten und lächerlichsten vergesslichsten klon
ich bin ein klon sage ich ihr und ich sage ihr
sie schaut in den spiegel und der spiegel erinnert sich
er sagt
gudrun zu ihr und möchte dass sie lächelt
Der Wasserhahn - 13. Okt, 11:57
wie ihr da plötzlich im park
lakritze rauchend
das bellen der betrunkenen hunde
die anderen schimpften
auch über euch
jedoch mehr über den eigenen schmerz
lichterloh brannte die nacht
am tag verschwunden und brannte trotzdem
ein gang am meer
oder eine nerudazeile
um den sand zu berühren
jemand ruft
eine andere meldet sich
vergessen dass es einem schlecht gehen könnte
solange sie ruft
Der Wasserhahn - 13. Okt, 08:11
vielleicht dass in dem dorf niemand war
niemand was sagte
niemand was rief
vielleicht dass die waagen nicht hielten
was sie versprachen
vielleicht dass der durst abhing davon
ihn nicht zu enttäuschen
vielleicht dass der morgen sich kratzte oder
auch nicht
vielleicht dass man sich bog vor lachen und war
doch gar nicht lustig
das irgendwo einer brennt weil er
den falschen namen hat
aber kann es das geben
einen falschen namen
ein fallendes geräusch
ein atem der verschweigt
vielleicht dass der morgen nicht existiert
der morgen nach treblinka
der morgen nach dem die zukunft ausgelöscht wurde
vielleicht das blut keine geräusche macht
das niemand etwas gesehen hat
dass die idee
in srebrenica sei nichts geschehen sich feste
einmummelt in das blendwerk von heckenschützen
der geruch einer haut
der geruch des schweigens
wenn jemand brennt
brennt er immer als mensch
wenn jemand stirbt
auch
da rutscht jede andere betrachtung zur seite
da fängt es an
ja
mit dem tod einer anderen (eines anderen) fängt es an
Der Wasserhahn - 13. Okt, 00:16
da trifft etwas ein
wird vergessen
wird weggeweht
wird
verramscht
gestern noch
die gespräche der alten pistolen
hast du gesehen
sie haben pläne
vergessen was ist
vergessen was morgen gewesen ist
die zukunft verbrennt
die ebenen rufen
jemand hat die nacht vergessen
jemand hat dich vermisst
gleich morgen
trifft etwas ein
vergessen, weggeweht
Der Wasserhahn - 12. Okt, 02:22
zu erreichen
dass man plötzlich friert
dass die einsamkeit herumirrt
sprache um zu schweigen
das schweigen bricht
das schweigen vergräbt die ruinen
mit sich
himmel, nacht
die nacht unterwegs
fast zum schlendern die nacht
das komm heim
das hilf mir
dass bring mir was mit
auf einer postkarte gegrüsst
das schweigen
brennt das haus
Der Wasserhahn - 12. Okt, 02:19
so stürzt du also
davon
als würde das leben
eine kurze pause einlegen
du liegst in den vergessenen ameisenhügeln oder
an besonderen stellen und wartest ab
man könnte meinen
dass du dich
von irgendwoher kennst
man könnte licht machen
von den bieren erzählen
auf die man
verzichten muss
ach, könnte man sagen
mit dir war es immer lustig
wenn du trankst hattest
du nichts zu verlieren
und keiner trank so wehmütig schnell wie du
die striche auf der rechnung zeigen deutlich
wer hier fehlt
du fragst dich
ob du im schnee des vergangenen winters liegst
der himmel neben dir schaut dir verdammt ähnlich
du warst schon immer geboren
dieser satz
so merkwürdig er klingt
wird von dir umarmt
als wärst du alles gleichzeitig
romeo und julia
hänsel und die hexe
du bist verdammt, sagst du dir
die stille neigt sich
sie schaut etwas beliebig aus
alles dreht sich um diese eine sache
ein unbekannter der verkehrt in dieselbe richtung läuft wie die anderen
ahnt nicht
dass er bereits vergessen ist
er muss die striche zählen
die weichen stellen
das licht ausschalten
er muss sich dazu zählen
damit er sich erkennt wenn er verschwindet
Der Wasserhahn - 12. Okt, 00:02
wahrscheinlich wäre nichts passiert
hätte er nicht plötzlich angefangen
über meine brüste zu reden
ich sah ihn an wie man nachts gerne hirngespinste ansehen würde
der himmel lag unter uns
wir bewegten uns im feuchten rythmus von mensch ärgere dich nicht figuren
so ein glanz
so ein wuchs
sein leben war ein anlass es in den mund zu nehmen
es abzufertigen
es abzureiben
es zu vergessen
etwas ähnliches dachte er über mich
es jagte ihn angst dass wir auf vollzug gehen könnten
die vollstreckung mochte wenn es nach ihm ging
noch jahre dauern
er trug halbschuhe in den händen
halsbänder über die man in den prüden romanen schrieb
es dauerte an
ja es dauerte an
ich war fertig mit ihm
es war in der nacht
er lag ausgestreckt wie europaletten
ein betrunkener gabelstaplerfahrer fragte ihn
ob er getestet sei
er lachte vermummt
ich sah ihn stehen
aufrecht wie eine flasche kuemmerbrause
ich lächelte
was ist mit meinen brüsten fragte ich
keck sind sie
sehr keck
überaus keck
Der Wasserhahn - 11. Okt, 13:02
1974
ich bin zwölf jahre
mein hund heisst lassie
mein pferd fury
flipper wohnt in einer
der vielen inseln
von denen ich träume
nachts rettet mich tarzan
wenn irgendetwas ist
ruft er emma peel an
die sache geht schon in ordnung
ich frage mich wie man liebt
im jahre
1974
wo alle welt darauf wartet dass ich konfirmiert werde und
gott nicht weiß
ob er was dazu sagen soll
ich fange kastanien
ich falle in deine arme
ich weiß
wir werden die nacht niemals so sehen
wie im jahre
1974
als die RAF uns retten wollte
was für sie klar
aber für den rest
eines dieser missverständnisse war
mit der man früher darauf brannte
alle balladen zu vergraben
und was nicht alles noch
was uns das jahr 1974 bescheren wird
demnächst
Der Wasserhahn - 10. Okt, 18:16
sie wartet auf
das erste
sie wartet
auf das nächste gespräch
wie oft ist sie
schon abgespeist worden
mit bitteren sätzen
aus mehrwertssteuermündern
auf dem tisch lauern die
gesetze die sich
nicht mehr
gegen sie wenden
wenn sie aus dem fenster sehen würde
könnte sie die blauhelmgesichter sehen
die sich keine feinde machen wollen
wie tiefrot ist ein blick wenn
er niemanden gehört
und sie gehört niemanden
und das fällt auf
so ein schweigen
so ein brennen
die fluten sind sicher
wie die nächste katastrophe
aber was ist es
das viele namen austauschbar sind
doch ganz gleich wie sie heisst
sie wird immer
niemandes baby bleiben
Der Wasserhahn - 10. Okt, 18:13
es ist seetang im abfallzentrum
wir hängen in der nähe herum
hören die letzten nachrichten vor
dem letzten lied
wenn es etwas mit glück zu tun hätte
würde man uns fragen
was wir suchen
ob wir was suchen und was wenn
wir es finden
niemand fragt, auch das gedicht fragt
sich das nicht
was soll sich das gedicht schon fragen
ob oktober ist?
ob die zeit rum ist
ob es abschiede oder anfänge hagelt
um jemand der gestern verschwunden war
plötzlich auftaucht
darum hängen wir rum
hören die letzten nachrichten
schweigen über das letzte lied im radio und
schalten uns aus
damit wir
wenn wir am morgen erwachen
endlich anfangen können
zu reden
Der Wasserhahn - 10. Okt, 18:04
....das gar nichts geschehen ist
nur ein kleiner krach am samstagabend
der vater macht das beste draus
er trinkt und lärmt
er hält die augen auf
wir schliessen uns ein
er stellt den strom ab
wir überlegen wenn wir dass nicht überlebt hätten
wir weinen nicht
nein
unseren schrei würden wir nicht erkennen
wüssten gar nicht woher der käme
vielleicht
das wir morgen wieder kastanien sammeln
das nicht nur schnee die spuren verwischt
das wir den vater seine rolle nicht gelungen finden
immer kommt er betrunken von irgendwo zu uns
immer fragt sich seine frau
ob ein sprung was retten könnte
ob er sie vergessen würde
was geschähe danach
ob wir so etwas zu ende denken können
wir singen keine lieder die nicht von unseren helden stammen
unsere helden heissen david bowie, heissen lou reed, heissen
pink floyd
sie malen unsere träume in ihre lieder
wir vergessen das nicht und käme der vater wieder einmal
obwohl das gar nicht möglich sein sollte
wir kommen ihn in die quere
in dem wir endlich schreien und sie retten
so gut wir können
Der Wasserhahn - 10. Okt, 17:52
gut, dachte ich
eine tischlampe wäre mir recht
ich könnte auch aufstehen und etwas lustiges sagen
nur für mich
gut, ich mag solche selbstgespräche
sie kommen immer von selbst
wahrscheinlich heissen sie deshalb selbstgespräche
ach, ich lache manchmal
über das was ich sage
noch mehr über das was ich verschweige
ich möchte wissen was in hundert jahren ist
ob ich dann immer noch sitze
mit einem teeblatt in der hand
mit diesem finsteren blick
als hätte ich versucht den rettungsschwimmer zu machen und
wäre dabei ertrunken
ich möchte gerne den apperat hier ausschalten
nach draußen gehen
mich impfen lassen von irgendeiner prinzessin
und nicht wissen
was das eigentlich soll
ich möchte wodka trinken und erzählen
dass ich schauspieler bin und wenn sie fragt
was für einen film ich mag
würde ich sagen
fast alle in denen ich nicht mitspiele
so viele können das ja nicht sein, sagt sie und
fragt mich
ob ich geimpft bin
natürlich bin ich das
du hast mich doch geimpft
was für ideen du hast
ich hab dir den wodka ins glas geschüttet und
jetzt verpiss dich
denn du siehst nicht aus wie einer
der es lange bei mir aushält
und ich denke
das sind die nächte
sie sind vertraut und komisch
ich begreife sie nicht
aber ich decke mich damit zu
manchmal behaupte ich dass ich schiffsbauer bin und
manchmal frag ich sie
ob sie mir glaubt
ich weiß dass war die falsche frage
aber manchmal fällt mir nichts besseres ein
Der Wasserhahn - 9. Okt, 21:44
du bist ja so still, hast du einen wunsch
die fee fasste sich ins haar
sie hörte den neusten hit der sex pistols
sag mal, was hörst du da, fragte er sie
sie lächelte keimfrei
losgelöst von allen übel, wie man so sagt
ich wünsch mir das schluss ist mit der maskenpflicht
sagte er und alle krankheiten sollen verschwinden
keiner soll daran verdienen dass sie verschwinden
sie lachte
ich bin eine fee aber nicht lebensmüde
ich schenk dir einen tropfen donauwasser
und nun gehe ich zu meiner liebsten und erzähle ihr
dass ich geträumt habe
p.j. harvey hätte mir was ins ohr geflüstert
was hat sie sich gewünscht, fragte er sie
sie lachte und sagte
das weiß ich nicht, mein englisch ist so mies
weißt du
aber ich denk mir sie hat sich gewünscht
das überall die militärkosten ausfallen
sie fallen einfach aus
jeder versucht etwas geld hineinzuschieben
aber es gelingt nicht
das geld rutscht immer wieder vom konto aus und
fliegt direkt in meine hände
Der Wasserhahn - 9. Okt, 09:25
er sagte
er habe
habe das konto
habe sein konto überzogen
ich sagte
man
ich kenne einen
der hatte lange keines
gerade aus dem grund
er hatte eines gehabt
dann hatte er es überzogen und
dann war es weg
er versuchte zu verstehen
was ich nicht sagte
ich sagte nicht
komm her zu mir
komm schon
wenn du willst kann ich dich lieben
wenn ich nicht will dann nicht
ich sagte nicht
sei mein salzstreuer
geh mit mir durch die käfige
er sagte
ich kannte eine die wollte jüdische friedhöfe fotografieren
jetzt sitzt sie in ner großen stadt und ich weiß nicht
ist sie glücklich
ich weiß nicht ob sie glücklich sein kann
ich wünsch es ihr jedenfalls nicht
es wäre lächerlich wenn ich ihr das wünschte
ich habe fliessendes wasser
wenn du willst kannst du bleiben bis es aufhört
Der Wasserhahn - 8. Okt, 19:17
ich speise meist in verspeisten zügen die
vor haltestellen warten
die leute sind zögerlich
sie liegen in der nacht lange wach und fragen sich
wie kommen wir zurück, später
wenn wir dazu verpflichtet sind
die leute bleiben in den fingerzonen, sie träumen
von halstabletten die mit ihnen reden,
sie denken, deswegen sitzen sie fest
den meisten steht es nicht zu
zu denken, ihnen fehlt das diplom
es fehlt nicht an bewegung
es fehlt nicht an erregung
es fehlen die letzten worte
wir grüßen die nadel die uns sticht im vorrübergehen
die alte tischlampe hellt uns auf
wir gähnen
wir wachsen auf ohne innerlich zu wachsen
wer brennt den nächsten schnaps
wer drückt als nächstes auf den knopf
die nächsten abschiede
das nächste betrachten
vom fenster aus kannst du frau schmidt sehen
die ihre neue bluse fliegen lässt
im reich der träume fängst du die vergessene zeile ein
wer reibt sich noch an vergrabenen
wer sucht in der erfindung die wahrheit
niemand steht vor den haltestellen wenn es nicht nötig ist
uns wächst allen die zeit aus der haut
wenn wir suchen
verpassen wir den bus
wenn wir vergessen
haben wir alles bereits erkannt
Der Wasserhahn - 8. Okt, 06:30
was hatte er getan
er hatte versucht dass zu begreifen
er wollte wissen
er suchte mich in dieser
beschissenen sache
er nannte es einen selbstentwurf
er sprach mit mir
als hätte er
seit stunden nichts gekifft
ich sagte ihm
dein leben löst sich auf
ich fragte ihn
willst du das
natürlich wollte er das
deshalb war er ja hier
die zukunft ist höchstens
noch eine sekunde vom abgrund
entfernt
ich lachte
er mochte es
wenn ich lachte
er fragte
willst du liebe machen
ich lachte nicht mehr
deshalb bist du hier
du willst deine blöde frage loswerden und
zur nächsten gehen
aber das hier ist keine haltestelle
das hier ist eine verdammte ausnüchterungszelle und
ich bring die das frühstück
zwei tränen und eine illustrierte vom letzten jahrhundert
Der Wasserhahn - 8. Okt, 00:52
stell dir vor es ist Sieg und
alle kehren heim
binsen die stube ein
träumen von einem kleinen faschisten
der die bühne betritt und sein anfangssatz ist
ich hab mich verirrt
und alle schauen ihn an und denken
an seinem satz ist irgendetwas dran und
sie rufen wie klug du bist
wenigstens du erzählst uns keinen mist und
er setzt sich auf den billigsten platz und
weiß nicht
was das alles zu bedeuten hat
das licht das eben noch so platt schien wendet sich ab
die figuren werden taub
die ohren zu großen lächlern
manchmal sagt er
möchte ich vor allen denkmälern gleichzeitig knien und
manchmal möchte ich
dass sie verschwinden und wenn sie verschwunden sind
vergraben wir die ewigkeit in uns und alles was noch bleiben wird
ist der segensreiche spruch
wir haben uns geirrt
nicht wir haben sie begraben
sondern sie uns und so begegnen wir den anderen
den vergessenen
ohne erinnerung
ohne zuneigung
ohne zu verschwinden
Der Wasserhahn - 7. Okt, 19:35
ich hab eine tasse kaffee auf den teppichboden geschüttet
mach ein gedicht draus, sagte ich mir
vielleicht kauft es jemand
druckt es aus
legt es auf einen stuhl
ilka liest es zufällig
sie trinkt einen sekt und schaut
den stuhl an
kann ich den haben, fragt sie
zuhause sitzt sie lange vor dem stuhl
was ist mit mir fragt sie sich
was finde ich an diesem raum so seltsam
sie rief bertic an der auf alles eine antwort hatte
es sei denn es ging um stühle
um was geht es fragte er
um einen stuhl
um einen, oder mehrere
ihm juckte das fell
er kratzte sich an die stirn
um einen, sagte sie
das gedicht ging weiter
es blieb auf dem stuhl
aber es nahm seinen lauf
es betrachtete ilka wie sie
bertic alles erklärte
der sagte
du brauchst mir nicht alles zu erklären
aber ilka bestand darauf
Der Wasserhahn - 7. Okt, 15:55
barbara war die
von der ich nichts wusste
sie saß auf einen stein
ich sah es vom fenster aus
hatte stubenarrest
ich sah sie an und fragte
mich
was geschehen würde
wenn ein ast auf ihren kopf fiele
ich dürfte ja nicht raus
ich dürfte mich nicht um sie kümmern
ich würde wohl das radio einschalten
wo sie über etwas mieses berichten
das krieg wäre irgendwo oder
das leute verhungern wegen mir
der ich nichts machen kann
weil ich stubenarrest habe und
barbara ansah die ihr butterbrot auspackt und
es aufessen wird
ohne dass sie daran dachte
dass mich der blitz treffen könnte
nein
sie kaute an ihrem verdammten butterbrot und
ich spürte das verlangen
das fenster zu öffnen und sie
zu vergessen
ich würde sie mit einem blick vergessen und
dann würde sie mich sehen
würde immer wenn sie ein butterbrot isst
an mich denken
würde an mich denken und sich sagen
es reicht nicht hier zu sitzen
es reicht nicht zu verstehen
es reicht nicht das system zu vergraben
das macht
dass man nicht vergessen kann
es reicht nicht die erinnerung heimzuholen
sie anzusehen
es reicht einfach nicht
man muss das alles in sich selber erkennen
man muss wie der wind sein
man muss sich wie der wind in sich selber spiegeln
man muss ein spiegel sein für den wind, das mochte
sie denken
dachte ich mir
wenn ich etwas dachte
ich war fünf damals und an meinem mund klebten schokoladenreste
Der Wasserhahn - 7. Okt, 08:21
helden sind in der stadt
sie satteln die tränen
sie sehen dich an
es sind helden
helden sind dass
was du nicht bist
da sind harte fakten baby
da kommst du nicht mit
du denkst du hättest schon
alles erlebt
aber alles was du erlebst ist nichts
gegen das wissen der helden
die helden beobachten
sie schauen zu dir
für die bist du durchsichtig baby
für dich sind sie
wie der vergessene trieb
die triebfedern rosten ein
das sammeln beginnt
sie erinnern dich an was
sie sind zerbrechlich
wie glas
weißt du noch
wie du das glas
zerbrochen hast
das merkwürdige
war die berührung danach
das lange zittern
die angst sich zu schneiden
wechselte die angst ab
das nichts mit dir zu tun hat
nicht einmal die zerbrechlichkeit
wo gehen sie hin
die helden die über den dächern zwitschern
an irgendeinem morgen waren sie verschwunden
ihr habt euch angesehen wie vergessene sich ansehen
wenn sie sich nur noch daran erinnern
dass sie alles vergraben müssen
das vergessene und das erinnern
die phrasen und dass wenige dazwischen
das zerbrechliche letzte wort
Der Wasserhahn - 7. Okt, 00:17