er liebt es zwischen den zeilen zu lesen
er schreibt nachts gerne romantische Verse
um die sich niemand kümmert
er schreibt aus der Sicht einer Frau
die Frau sitzt am Tresen
sie ist so mysteriös
denkt er
sie ist eine von denen die man
immer stehenlässt
weil man angst hat
von ihr sitzen gelassen zu werden
sie hört dieses lied von ulla meinecke
sie weiß nicht ob schlendern luxus ist
aber sie würde es gerne mal probieren
er sitzt neben ihr wie ein verpasster Atemzug
er würde ihr gerne von seiner Langzeitarbeitslosigkeit erzählen
bei Kerzenschein und chilenischem Wein
Der Vers
brennt
aber er kann nicht
er ist zu sehr damit beschäftigt, ihr in die Augen zu sehen
ein schöner moment
eine schöne idee
zwei stühle zu kaufen
um dann getrennte wege zu gehen
Der Wasserhahn - 27. Okt, 22:02
der bus
sie
die sabin
die steigt ein
fährt nach russland
für immer
sie will
tanzen
lernen
fischen
dichten
kneten
summen
bus fahren
der bus
sie steigt
ein
sabin
wie lange
wie lange dauert der durst
wo ist der durst
wo ist
sabin
sabin im bus
Der Wasserhahn - 26. Okt, 15:44
ich stehe morgens auf
das neue atomkraftwerk leuchtet in
weiter ferne
ich kann meinen espresso trinken
ohne dass ich an den krebs
anderer leute denken muss
zuhause ist es am schönsten
ich grüße die nachbarin die
froh ist dass die atomkraftwerke
wieder leuchten
sie trägt eine schwarze mütze und
sieht in die ferne zukunft
in der fernen zukunft sieht alles
wie eine rostige stelle aus
vergessen ist harrisburg
keine erinnerung an tschernobyl
fokushima war am ende gar nicht so schlimm
selbst das schweigen gehört zum leuchten
der espresso ist fertig
das leben ist schön
Der Wasserhahn - 26. Okt, 12:30
was bin ich froh dass ich kein mensch bin
ich spiele nur
das ist schön
ich kann glück bringen wenn ich will und
wenn ich nicht will
wenn ich nicht will tut es weh
wie an einem faden gezogen
der schmerz
der unheimliche schmerz
es ist gut dass ich nur fiktiv bin
ich bin die
die nachts zum friedhof flieht
weil dort
einige von denen liegen
die begreifen um was es geht
fliehen ist noch lange keine flucht
fliehen ist flüstern
ist bleiben
ist sich vergessen
fliehen ist noch lange keine flucht
ich schwindle, das ist nur eine wahrheit
ich betrüge jeden
ich lass mich fallen
ich gehe, selbst wenn ich noch bleibe
fliehen ist noch lange keine flucht
Der Wasserhahn - 26. Okt, 08:58
heuer wundert man sich dass sich
niemand daran erinnern kann
das o antisemitisch beleidigt wurde
ja im gegenteil
das schweigen wendet sich gegen ihn
denn wenn niemand etwas sah
ist auch nichts geschehen
l glaubt den schweigenden nicht
sie haben alles gesehen
so oder so
l war mal in der fussgängerzone von skins auf den
boden geprügelt worden
man riss ihm einen sticker gegen ausländerfeindlichkeit
von der jacke
die leute um ihn herum sahen alles
aber sie schwiegen
im schlimmsten falle schweigen sie auch
wenn menschen verschwinden
seltsam
wo man doch sonst über alles redet
alles weiß
vorurteile austauscht
sich mal wieder selbst bestätigt
dass so viel gelogen wird und das o
zurecht antisemitisch beleidigt wurde
obwohl das ja gar nicht geschehen sein soll
wie sie sagen
l erinnert sich an leute die demonstranten zuriefen
euch müsste man wie die juden vergasen
später
zuhause erinnerten sie sich nicht mehr
das denen überhaupt etwas geschehen war
sie wussten einfach von nichts
genau das geschieht jedesmal wenn wir nicht
daran glauben das schweigende mehrheiten sich immer irren
Der Wasserhahn - 22. Okt, 23:36
sie sprachen
nicht mehr
darüber
sie lachten sich zeit zu
sie warteten
sie klopften an die türe
sie wurde verbrannt
sie wollte eine suppe
aus hänsel machen
vielleicht, sagte gretel
wäre es gut geworden
Der Wasserhahn - 22. Okt, 20:43
ich bins
der ben
ich war schon oft
aber niemand
sah mich
ich strickte gesten
die nicht gut waren
an die sich keiner erinnerte
auch abends ging ich immer nur fort
ich verschwand während die anderen auftauchten
ich bin ben
ich mag radiosender
manchmal stelle ich mir vor selber einer zu sein
die offenen fenster
die zugenagelten wörter
das sprachlose an den teeblättern
manchmal stelle ich mir
zwei tränen vor
die zueinanderfliehen nur um sich zu trennen
was hat das mit mir zu tun
alles hat mit mir zu tun
höre ich gespräche fühle ich mich angesprochen
wird lange geschwiegen
bin ich mir sicher
dass ich dort bin
ich heisse ben
mehr gibt es nicht zu sagen
Der Wasserhahn - 22. Okt, 07:03
so erwacht man in einer tiefen dämmerung
schaut sich den film eines unglücklichen an
schaut sich um
ruft denise an
denise ruft man an und fragt sie
welche denise
es ist ein blauer dunst dort
wo keine farben sind
nun sagt doch was, schweigt sie
die fremde
die du erst erkennst wenn du verschwunden bist
es gibt diesen alten atem noch
er liegt neben dem jungen
er friert
die gedanken sind nicht frei
sie sind ein geräusch aus dem der selbstmörder
sein zuhause sucht
sie badet lange
schaut sich um
sie betrachtet den mond wie eine erinnerung
was ist erinnerung
denise ist erinnerung
wenn sie am morgen die strümpfe sucht
wenn sie das fenster öffnet
jemand könnte draußen schreien
das sind unsere verabredungen
sie trocknen ein
wenn du sie erkennst
es ist immer ein verlassen
wenn du ein buch zuschlägst
es ist immer nur ein meer
eine beziehung
eine betonwand
eine erinnerung
ein mond
ein mond der nichts vergessen kann
leg an irgendeine stelle des mondes
einen radiergummis und ich schwör es dir
er zuckt zusammen
Der Wasserhahn - 22. Okt, 02:58
ich war ein wolf
so stand es im drehbuch
die anderen bewarfen mich
mit socken
ich ass sie alle auf
jetzt bewerfen sie mich
mit ihren schreien
das kommt aufs selbe raus
ich kann kaum noch
schwimmen
seit ich das erste mal
ertrunken bin
die anderen sagen
dass ich der könig
der wälder bin
aber wenn ich der könig bin
warum hören sie nicht auf
mich
zu verlassen
Der Wasserhahn - 21. Okt, 19:18
ein geräusch taucht auf
jemand geht zur türe hinaus
der bus bleibt verschlossen
sie sitzt da
im arm eines soldaten
wohin reist er frage ich mich
was tut sie wenn ihr die
hustenbonbons ausgegangen sind
der soldat schmiegt sich an
irgendeinen satz der unausgesprochen bleibt
ich starre in die leere
stelle mir vor der soldat zu sein
wirst du töten, fragt sie mich
ich sage
nur in einer verkorksten erinnerung
sie holt ein radio aus seinen sätzen
der soldat sinkt, dann singt er
dann tut er es gleichzeitig
sie haben jetzt eine gemeinsamkeit
wenn ich mich dazu zähle
sind wir zu viele
einer müsste aussteigen damit wir
den rand auskosten können
ich frage mich wie lange solche geschichten brauchen
bis sie erzählt werden können
eines tages wird der soldat vor dir stehen, denke ich,
er wird dich umarmen und dir ins ohr flüstern
dass er dich jetzt töten wird
was wirst du ihm sagen, schönheit
wirst du auf die uhr schauen und ihm recht geben?
oder erwachst du
strahlst erst ihn und dann seinen körper an
suchst den unterschied zwischen ihm und der zeit
die vergangen ist
das fenster könnte offen stehen
in der luftpumpenfabrik fängt das gähnen an
was bleibt zurück wenn man nach vorne schaut
wer schaut nach vorne und fällt
rutscht ab
denkt nicht nach
denk nicht, sagt sie
stell deine fragen ins abseits
wir beide sind nicht zu viel
geh nicht zu den soldaten
stell dich in die ecke und warte
die zeit wird kommen
sie fängt dich ein
in den krisengeschüttelten fabriken
gehen die tränen nicht aus
die verzweiflung zwingt uns immer wieder zu schweigen
der soldat weiß noch nicht was entfernungen sind
oder er hält sie zurück und denkt erst dran, wenn es zu spät ist
Der Wasserhahn - 21. Okt, 00:37
das zerfleddern
die geräusche des holzes
eine eule fragt sich selbst
war goethe hier
goethe
schneedecken liegen hinter
der heizung
wir betrachten das meer
wir sind kaninchen
für eine bestimmte suppe bestimmt
imitieren das leben der lebenden
wir sitzen wie stiefel voller karotten in
den windtüchern
beim verlassen gehen wir uns
aus dem weg
beim umarmen
suchen wir umwege
geräusche fallen hinab
fallen ins grab
die unsichtbare trauer
einer der die fahne liebt
weiß nicht mehr
zu welchem land sie gehört
ein gestrandeter
wie wir denken die kaninchen
nein
sie denken nicht
sie rufen
dem vergesslichen zu
komm rüber
wir erinnern uns für dich
Der Wasserhahn - 20. Okt, 17:07
aufgeschnitten
mehr als mehr
die orte
vergessen
dazwischen wieder
gelacht
sich gefragt
was
was
was
die orte verschoben
erst gestern noch
vergessen
was namen bedeuten können
erst gestern
gestern vergessen was es bedeutet
zu vergessen
vergessen ist erinnerung
nur auf einem anderen papier
Der Wasserhahn - 20. Okt, 08:10
Ich war ein Fremder
in einem Video von Jesus
Vielleicht habe ich nachts Feierabend
kannst du mich hören
Blockieren Sie den Wind auf dem Dock
Sie ist eine gute Lehrerin
sie war ein sehr guter Junge
sie hat tennis gespielt
sie sitzt in einer tageshalle
das Bingo
der alte
Glück
der Rächer
die verständnisse
die Nachtsucher
gebrochene Pause in einem Tie-Break
Virologen liegen nie falsch
aber wenn er sich verliebt
Hat sie sich selbst geliebt?
Liebe, aber es ist die Wiege des Kurses
weil sie es getan haben
Auf der Suche nach
Fünf Leute gehen auf einer Straße
die Straße war glücklich
Zeit war Zeit
warum tanzt du?
Der Tag ist totgeboren wie eine Solotour
ist ein Besuch zum Mittagessen
ein Sitzen im Wald
Tee, sie weint oder sie denkt, dass die Welt unruhig ist
sie ruft den fahrer an
Sie sagte
Was ist Liebe in der Hand zum Anfang
drei Frauen sprechen mit ihm
Es ist Zeit zu gehen, sagte sie
und sie sagt
Ich rede wie eine Frontline
Der Wasserhahn - 19. Okt, 12:54
der sitzt noch immer dort
wo er gestern schon geseßen hat
er wütet über die politik
er schaue sich um, sagt er
was andere planeten betrifft
früher war er draußen mit den jungs
frauen interessierten ihn schon immer
aber er wünschte sich nichts
er dachte
das leben muss ein kreisender vogel sein
aber was ist ein kreis und
welcher vogel
er fühlt sich arm
er schaut zu seinen geldbörsen
arm denkt er
dann lenkt er seine gedanken auf gott
er fragt sich
warum hat gott die erde rund gemacht
er fragt sich
warum sind planeten rund
es ist gut dass sie rund sind denkt
der wirt
er schaut hinaus
wie schaut man hinaus
wer schaute als erster hinaus
war es ein handwerker der auf
sophie wartete
wieso sophie
wem fielen die ersten namen ein
hiess eva eva
weil adam nicht heike heissen konnte?
noch ein bier, rief er
ein bier auf die stille
ein bier auf das erste gebet
als gott bemerkte dass er existierte
schrieb er ein buch
das buch hiess
"rund"
und ist im vierkantverlag erschienen
Der Wasserhahn - 19. Okt, 12:35
willst du meine
nummer haben
nein
was könnten wir auch
damit anfangen
du hast recht
blaue nilpferde über uns
rettungsringe in uns
wir haben keine
worte mehr
ein bleistift fällt auf den rutschigen boden
fallen
fallen kann ich gut
auslegen
was denkst
wir könnten doch
löffelweise versuchen zueinander zu kommen
wenn andere
ihre brieföffner in die luft werfen
könnten wir es sein lassen
einfach so
oder
weil wir es vergessen
damals könnte man sagen und so richtig traurig werden
damals zog es uns noch an
all das magische
dass die türen niemals abschloss
das überall war
überall von niemand war
niemand außer uns
nie werde ich verstehen
nie werde ich verstehen
nie werde ich verstehen
nie werde ich verstehen
nie werde ich verstehen
nie kann ich verstehen
nie kann ich verstehen
nie kann ich verstehen
kann ich verstehen?
ich kann verstehen
aber ich kann nicht
Der Wasserhahn - 19. Okt, 03:53
faules obst das herumliegt
kaum etwas im abfallkorb
ein knurrender schrei
das fenster der anderen
vergessen
die anderen
das sind die
die draußen bleiben müssen
die grade strecken
der minutenklang
herr doktor es gibt für alles eine einsamkeit
nicht wahr?
wir reden und reden und hören nicht
mehr auf
aber dann hören wir doch auf und reden
doch weiter
selbst wenn es still wird und alles
nach eroberung schmeckt
sich gehen lassen
verlassen
einen moment betrachtet sich irgendwer
der du einmal warst im spiegel
diese nähe war immer da
dieser spiegel
das verwöhnaroma
das alles sticht und brennt sich in dich hinein
du privilegierte weisse frau
stell dir vor deine angst wäre abwesend
der tod blieb nah
aber er schwieg
er flüstert dir nichts ins ohr
es ist nicht das zittern dass dich begräbt
es ist das halten
du möchtest halten
anhalten
du willst nicht ewig sein
es muss schlimmeres geben
als den tod
es gibt diese die dir sagen
was du zu empfinden hast und zu empfinden hast
du viel
du erkennst die nähe der schuld
du frisst sie nicht mehr in dich hinein
sie vergessen dass sie an jeden krebstoten denken könnten
ihn halten damit
von der nähe dort kann man sich retten
sich retten weil nähe immer nach wärme schmeckt
wenns wirklich nähe ist und kein aufdrängen und so
beginnt alles
noch einmal von vorne und endet hier
an dieser stelle
Der Wasserhahn - 17. Okt, 22:17
wir betreten dieses zimmer
nur ein bett und ein tisch
zwei stühle, eine vase an der zimmerdecke
stehen oder liegen da
in einer ecke liegt,
als wäre sie wegen einer strafe da
eine mütze
unter der mütze liegen zwei dosen bier
aber davon wissen wir nichts
wir kennen uns nicht
aber wir tragen dieselben shirts
ich öffne das fenster
er sagt nicht
es ist zu kühl, aber ich merke dass er es gleich sagen wird
es ist zu kühl, sagt er
ich lache nicht
hätte ich das tun sollen?
er war keine wucht
er war auch nicht sperrig
wie er mich fand?
keine ahnung, er war wie so viele
zornig auf die frauen,
selbst in einer fiktion in der er mich nicht
ficken durfte war er zornig
ich stellte mir vor, wie er seinen soldatenhelm
auspackt und aus dem fenster schaut
es wird schneien, irgendwann, höre ich ihm sagen
seine stimme
wie mochte sie klingen, klang sie wie diese
telefonsperren klingen oder war es die abwesenheit
die in seiner stimme schmorrte,
irgendetwas stimmt nicht mit uns, dachte ich
warum lachst du schatz, fragte er
Der Wasserhahn - 17. Okt, 10:58
pappeln aus kleinholz
zwei burschen vor dem offenen fenster
geliebte tanja rufen sie
wir müssen nach zweibrücken
was issen da, fragt sie die
der leichte ton einer frau die einen modischen hut
im traum verschenkt hatte
verschenkt an den drahtmenschen
der sie so entsetzlich ansah
wie oft muss ich dir sagen, ruft der eine
bursche dem anderen zu
das wir gewiss nicht
nach zweibrücken
was sollten wir dort
es hängt uns die reife an, denkt er
wer?
na der
der neben tanja liegt und sich selbst
ausfragt
stelzen im keller
die verstauben
ein unendliches leid der dinge
vergiss mich nicht ruft der pater
die burschen gähnen
die tanja stolpert beinah über seine fesseln
seine augen sind brüllende gläser
sie schaut die beiden an
jeder halbwegs vernünftige mensch
würde das ei nicht schälen
von dem sie träumte
ein beinah ertrunkener hielt es in der hand
ich hab hunger sagte der
seine hände waren von purzelbäumen ganz blass
als sie erwachte war es mundstill
irgendwo fand eine poetryslamlesung statt
ist euch schon mal aufgefallen
das alle auf diesen deutschen poetryslams gleich sprechen
sie bewegen die hände
sie kreisen mit ihnen die luft ab und immer habe ich angst
sie finden nicht mehr zurück
Der Wasserhahn - 17. Okt, 09:19
dämmerung
was ist dämmerung
erklär es mir nicht
sag es mir
vergrab es mit mir
was ist suche
suche ist einfach
versteh es nicht
geh mit ihm durch
die strassen
treff dich mit seinen augen
schau dich durch ihn an
das ist nicht zu verstehen
dass ich das vermisse
Der Wasserhahn - 17. Okt, 01:20
beil
mann
zwei frauen
zwei stühle
ein polizeibeamter
nachtflug
zwei morde
ein gespräch
ein totes pferd
ein toter mensch
die nacht
nachtflug
gesetze
er über die brücke
die brücke gespannt
was ist erlebnis
unser aller verdammnis
wie weit
wie weit ein vogel reicht
im traum
im traum
kommen alle nach hause
Der Wasserhahn - 17. Okt, 00:58
die welt war
manche sagen
komisch
manche klagen
alles ist so
wie es die romantiker
vorausgesehen haben
nur
dass die romantiker nicht mehr existieren
es waren zeiten, das stand fest
manche beruhigten sich damit
andere schrieben kommentare im internet und
versuchten so über den winter zu kommen
der alte mann versuchte jeden zu
fragen
woher er komme
denn er wollte ein rassist sein
aber warum wollte er ein rassist sein
er fühlte sich alleine
er war nicht sicher
aber er wenn er all das zeugs schreibt
schreibt ihm vielleicht eine
die ihn retten will
auf dem weg zur arbeit dachte er an ben
damals
als der nur mit einem koffer in der hand
am bahnhof stand
hatte er den alten auf einer bank sitzen sehen
ben sagte
ich bin aus nigeria, dort trinkt man palmwein um den verstand nicht zu verlieren
der alte fütterte die tauben und sah den zügen hinterher
du siehst traurig aus, sagte ben damals
das rührte den alten
dass da jemand aus nigeria kam und ihm sagte dass er traurig aussah
Der Wasserhahn - 15. Okt, 08:15
(1)
historisch gesehen war er
auch mal jung
damals
als die ferne abriss
damals als man ihn
vergrub
den alten gedanken
vergessen zu werden
von der nacht
die man in
wüsten betten
durchlebte
damals
als man noch fror und
keine fähnchen meinten
sich im wind
am wohlsten zu fühlen
damals
ging man für mandela
auf die gasse
trank chilenischen wein und
war ganz sicher
nicht deshalb gegen pinochet
damals legte man sich an
mit den männern in frack und
staatsuniform und man stieg
auf kein hohes roß weil man
glaubte
alles besser zu wissen
damals schnitt man die brote entzwei
teilte sie mit der zeit
brannte man slivovitz für
die ersten und die letzten
gab auf strassenfesten
das beste
glaubte
dass ulrike und gudrun
vielleicht doch mehr recht hatten
als helmut und franz-josef
damals war das noch so
eine zarte erinnerung
die heimkommt
dich sehen will
wie du die augen öffnest und alles siehst
Der Wasserhahn - 15. Okt, 00:17